Bohrinsel-Krise: Total gewinnt Zeit — und verliert Milliarden

Das ungewöhnlich ruhige Wetter vor Schottland hilft den Betreibern der Bohrinsel.

London. Im Kampf gegen eine Explosion auf der Gasplattform „Elgin“ in der Nordsee hat der Betreiber-Konzern Total Zeit gewonnen. Meteorologen sagen für die nächsten Tage stabile Windbedingungen voraus.

Somit ist das Risiko, dass sich die Gaswolke an einer über der Plattform lodernden Gasflamme entzünden kann, nach Meinung von Experten überschaubar. Gegenwärtig treibt der Wind das Gas in östliche Richtung.

Total hat unterdessen seine Strategie im Umgang mit dem Gasleck verteidigt. Das Abfackeln von Gas habe sich absolut bewährt, sagte eine Total-Sprecherin. Das Brennen der Gasfackel über der Plattform gilt gleichzeitig als Sicherheitsrisiko, weil eine Berührung mit der Gaswolke zur Explosion führen könnte.

Unterdessen wurde das wirtschaftliche Ausmaß des Lecks für Total deutlicher. Das Unternehmen hatte nach dem Einbruch seines Aktienkurses zwischen sieben und neun Milliarden Euro Marktkapitalisierung verloren. „Das wirkt ein wenig hart“, sagte Analyst Jason Kenney. Die tatsächlichen Belastungen durch Produktionsausfälle und Reparaturkosten dürften sich nach seiner Einschätzung auf etwa 300 bis 800 Millionen Euro belaufen.

Die Ventile an Bord der Plattform seien geöffnet worden, hieß es bei Total. So könne das im System verbliebene, überschüssige Gas kontrolliert abgefackelt werden. Dies garantiere auch, dass selbst im Falle einer Explosion und einer totalen Zerstörung keine weiteren Lecks entstehen.

Vorsichtshalber seien zwei Feuerwehrschiffe zum Löschen in Stellung gebracht worden. Neben einem Überwachungsschiff mit Unterseetechnik sind dies die einzigen Schiffe, die in die Sperrzone gelassen werden. Die Flamme werde in den nächsten Tagen vermutlich von selbst ausgehen, sobald kein Gas mehr in den Rohren sei, sagte die Sprecherin.

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