Bundesweiter Vorlesetag: „Lesen öffnet die Welt im Kopf“

Martina Biermann aus Düsseldorf will vor allem Kindern den Spaß an Büchern vermitteln.

Bundesweiter Vorlesetag: „Lesen öffnet die Welt im Kopf“
Foto: Judith Michaelis

Düsseldorf. „Lesen öffnet die Welt im Kopf“, schwärmt Martina Biermann und strahlt über das ganze Gesicht. Die 49-jährige Düsseldorferin ist eine von knapp 80 000 Vorlesern, die am bundesweiten Vorlesetag am Donnerstag mitwirken. Für die Mutter einer 16-jährigen Tochter, die ebenfalls „vom Lesevirus befallen ist“, nur einer von vielen Vorlesetagen.

Nach Jahren des „wilden Vorlesens“ trat die Bücherfreundin 2007 erstmals in größerem Rahmen an: Bei „Düsseldorf liest vor“ las sie im Kindergarten ihrer Tochter vor. Von Anfang an setzte sie „Stimme und Pausen“ bewusst ein, rasselte den Text nicht einfach herunter. Ihre Gesangsausbildung, Theater- und Chorerfahrung kamen ihr dabei sehr zupass. Zudem absolvierte sie in der Folgezeit Weiterbildungen, schult heute selbst Referenten und Bibliothekare.

Das Multitalent Biermann setzt sich vielfältig für den Spaß am Lesen ein: im „Lesegarten“ für Ein- bis Dreijährige, in Bastelstunden für neunjährige Jungs, die mit Star Wars und Lego fürs Lesen erwärmt werden, oder in Bilderbuchkinos für Siebtklässler. Auch Lesefeste hat sie schon organisiert.

Wenn sie eine Vorlese-Heimat hat, dann ist es der Kindergarten: Schon wenn sie dort ankommt, stürmen die Kinder auf sie zu und fragen: „Was hast du mitgebracht?“ Auftakt zu einem immer gleichen Ritual: Zuerst wird durchgezählt, bevor sich die Kinder mit ihrer Heldin in eine Ecke zurückziehen. Dann hält sie ihr Buch hoch: „Ich nehme immer nur eines mit, und ich muss es selbst toll finden.“ Das Vorlesen selbst ist eher ein Gespräch, die Länge — zehn Minuten Geschichte, 20 Minuten Erzählen — richtet sich nach der Aufmerksamkeitskraft der Kinder. Zum Schluss erhält jedes Kind einen Stempel. Ab einer bestimmten Anzahl Stempel gibt es eine Belohnung aus ihrer Schatzkiste, in der sie Lesezeichen, Stifte und ähnliches mitbringt.

Martina Biermann ist Überzeugungstäterin: „Das Buch gehört zum täglichen Leben“, fordert sie, denn sie weiß: „Je früher Kinder das erfahren, desto besser. Mir selbst wurde auch viel vorgelesen.“ Ihr Lieblingsbuch ist denn auch „Der Sängerkrieg der Heidehasen“ von James Krüss, mit dem sie groß geworden ist.

Wie sieht sie den Lese-nachwuchs heute? Drei- bis Achtjährige seien besonders offen, erklärt sie: „Es gibt weniger Kinder, für die das Vorlesen selbstverständlich ist. Die Kinder sind unruhiger und mehrsprachiger.“ Ihr schönstes Dankeschön? „Leuchtende Kinderaugen.“

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