Christliche Kirchen machen gegen Halloween mobil

Jeder Fünfte feiert inzwischen das Kürbisfest. Viele junge Gläubige finden das buchstäblich zum Gruseln.

Düsseldorf. „Süßes oder Saures?“ Das ist die Frage, mit der Kinder am Halloweenabend Süßigkeiten verlangen. „Muss das wirklich sein?“, fragen sich viele, die in dem amerikanischen Gruselfest eine reine Konsumschlacht sehen.

Doch das Fest scheint sich tatsächlich etabliert zu haben. Jeder Fünfte gab in einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov an, am Donnerstagabend Halloween feiern zu wollen. In der Gruppe der 18- bis 34-Jährigen will fast ein Drittel den Spuk mitmachen.

Vor allem die Kirchen fühlen sich herausgefordert, konkurriert das Kürbisfest doch mit wichtigen Terminen im christlichen Kalender — dem Reformationstag zu Ehren Martin Luthers bei den Protestanten und dem Vorabend von Allerheiligen bei den Katholiken. Doch anstatt mahnend den Zeigefinger zu heben, reagieren die Kirchen durchaus kreativ.

Mit einem „Erste-Hilfe-Plakat“ stattet eine katholische Initiative Hausbesitzer aus, die an Halloween keine Süßigkeiten an verkleidete Kinder ausgeben wollen. Auf dem Plakat ist ein Handycode zu sehen, der die Kinder auf eine Internetseite mit einem Gewinnspiel führt. Die dabei gewonnenen Gutscheine für Süßes können bei der Sternsingeraktion am 6. Januar eingelöst werden. „Wir wollen damit sagen: Du feierst Halloween, das ist okay. Aber die katholische Kirche hat auch eine gute Tradition“, sagt Initiator Jens Albers, der beim Bistum Essen arbeitet.

Und warum bittet das Plakat die Kinder nicht darum, am 11. November und damit an St. Martin wiederzukommen? „Weil das eine rheinische Tradition ist. In Westfalen gehen die Kinder nicht von Tür zu Tür. Und wir wollen die Aktion breit streuen“, erklärt er. In den ersten eineinhalb Tagen wurde das Plakat 3000 Mal heruntergeladen.

In der evangelischen Kirche werden an Halloween „Lutherbonbons“ verteilt. „Damit können Christen Süßes geben und zugleich an die Bedeutung des Tags als Reformationstag erinnern“, steht auf den Tüten.

Viele evangelische Jugendgruppen veranstalten an dem Abend eine Art Gegen-Party zum Gruseltrubel. Die Jugendkirche Wuppertal etwa lädt am 31. Oktober in der Elberfelder Citykirche zur „Rock Church Night“ mit christlicher Live-Musik ein. Organisator Axel Neudorf: „Halloween ist stark an der Jugend orientiert. Deshalb ist sie es auch, die sich bewusst dagegen stellt, jeden Quatsch aus Amerika mitzumachen.“

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