Das wissen die Ermittler über die Bonner Bomber

Die Dimension des Anschlagsversuchs im Hauptbahnhof wird erst nach und nach klar.

Bonn/Langenfeld/Solingen. Die Bundesanwaltschaft geht nach dem gescheiterten Terroranschlag in Bonn von mindestens drei Beteiligten aus. Zwei scheinen näher identifiziert zu sein. Ein Überblick über die bisher bekannten Fakten und durchgesickerten Informationen:

Wie viele Täter waren beteiligt?

Die Bundesanwaltschaft geht von mindestens drei aus. Demzufolge besteht gegen jenen Mann, der die Tasche am Bahnhof abstellte, der Anfangsverdacht, dass er „einen Sprengstoffanschlag verüben wollte“ — und zwar „als Mitglied einer terroristischen Vereinigung“. Von einer solchen Terrorgruppe wird aber erst gesprochen, wenn dazu mindestens drei Personen gehören.

Was ist über die Täter bekannt?

Ein hellhäutiger Mann mit Bart, der von der Kamera einer McDonald’s-Filiale im Bahnhof mit einer blauen Sporttasche in der Hand gefilmt wurde; ein dunkelhäutiger Mann, der nach Zeugenaussagen die blaue Tasche mit der Bombe am Bahnsteig 1 abgestellt haben soll; und mindestens ein dritter.

Welche Hinweise gibt es für die Täterschaft von Islamisten?

Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass die Tat in Deutschland geplant und gesteuert wurde. Sie hat „belastbare Hinweise“, dass der dunkelhäutige Verdächtige (Phantombild) „über Verbindungen in radikal-islamistische Kreise verfügt“. Laut „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ haben die Ermittler ihn identifiziert als einen Mann aus der Bonner islamistischen Szene. Demnach soll er Verbindungen zu Leuten im Ausland haben, die dem Terrornetzwerk Al Kaida nahestehen.

Der „Spiegel“ benannte ihn als den Somalier Omar D., den die Ermittler nach dem Anschlag bereits festgenommen hatten, aber später wieder freiließen — möglicherweise mangels Beweisen. Er soll 2008 zusammen mit seinem Freund Abdirazak B. aus einem startbereiten Flugzeug auf dem Flughafen Köln-Bonn abgeführt worden sein, weil beide auf dem Weg in ein Terroristen-Ausbildungslager der radikal-islamischen Al-Schabaab-Milizen gewesen seien. Das Landeskriminalamt zählte das Extremisten-Duo in einem Lagebericht 2010 zu den Ultra-Radikalen in der Bonner Islamisten-Szene. Sie galten als wichtige Mitglieder der gewaltbereiten Gruppe, die sich „Deutsche Schabab“ nannte. Die meisten Mitglieder stammen aus Somalia.

Was ist über den Hellhäutigen bekannt, der die Tasche trug?

Die Bundesanwaltschaft hat zu ihm keine Angaben gemacht. Die Ermittler kennen laut „Spiegel“ aber wohl seinen Namen. Das Überwachungsvideo belegt, dass er kurz vor der Tat im Bahnhof war.

Und der Dritte?

Laut WDR ist ein Tatverdächtiger aus Langenfeld identifiziert, der als Al-Kaida-Verbindungsmann gelten soll. Dem Sender zufolge ist aber unklar, ob er tatsächlich mit der Planung befasst oder zur Tatzeit am Bahnhof war. Demnach kann es sich nicht um den hellhäutigen Mann handeln, der dort gefilmt wurde — sondern nur um einen dritten Verdächtigen.

Spielen die Solinger Salafisten im Bonner Fall eine Rolle?

Langenfeld grenzt an Solingen, das neben Bonn als ein Zentrum salafistischer Hassprediger gilt. Beziehungen der Solinger Salafisten nach Langenfeld sind jedoch nicht bekannt. Direkte Beziehungen gab es zwischen den Gruppen der Salafisten in Solingen und den Bonner „Schabab-Mitgliedern“ zunächst nicht. Inzwischen soll sich hier jedoch eine „Verbrüderung“ angebahnt haben. Bei der Gewalt-Demonstration in Bonn gegen Pro NRW waren im Sommer sowohl Salafisten aus Solingen als auch Somalier der Schabab-Gruppe dabei. Weiterer Beleg: Bei einer Razzia in der Solinger Salafisten-Moschee wurde auch ein englischer Staatsbürger (25) festgenommen, der von den britischen Behörden mit Haftbefehl gesucht worden war. Auch dieser war ein gebürtiger Somalier. Er ist inzwischen an England ausgeliefert.

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