Der Berg ruft — auch Flachlandtiroler

Viele Kletterer überschätzen ihre Fähigkeiten und werden so ein Fall für die Bergrettung. Die Bilanz fällt entsprechend aus.

München. Die Natur, das Gefühl der Freiheit und die Herausforderung — Aspekte, die Menschen am Bergsport lieben. Er ist im Trend. In die Schlagzeilen gerät der Sport aber immer wieder, wenn tödliche Unfälle passieren, wie jüngst am Montblanc und im Wallis.

Die am Donnerstag in München veröffentlichten Unfallzahlen des Deutschen Alpenvereins (DAV) zeigen einige Trends an. Demnach ist die Quote der Unfälle mit Toten und Verletzten im Bergsport stabil. Von 940 000 DAV-Mitgliedern verunglückten 2011 45 tödlich. Die Quote für Notfälle, bei denen unverletzte Bergsportler geborgen werden, steigt aber. Beim beliebten Klettersteiggehen und Pistenskilauf nehmen Rettungseinsätze stark zu.

„Das Gebirge ist Naturraum und nicht frei von Gefahren“, sagt Stefan Winter vom DAV. „Das Risiko ist händelbar, aber nicht auszuschließen.“ Es passiere, dass Menschen „mal eben“ auf einen Berg wollen. Davor warnt Winter, denn ein schlecht vorbereiteter Mensch kann schon beim Wandern in Schwierigkeiten geraten. Dabei ereignen sich fast ein Drittel der 2011 gemeldeten Unfälle. Der Grund: mangelhafte Kondition und Selbstüberschätzung. „Der Mensch selbst ist das größte Risiko“, sagt Winter.

Einige Kletterer verlieren den Respekt vor der Natur. „Ihnen ist nicht bewusst, dass sie schlecht vorbereitet sind.“ Tourenbegleiter müssten solchen Menschen auch erklären, dass sie „zu langsam sind oder nicht gut stehen“. Französische Bergführer berichteten nach dem jüngsten Unglück am Montblanc in „Le Monde“, dass sie Manager, die zwischen zwei Meetings den höchsten Berg Europas erklimmen möchten, abweisen. Sie kritisieren, dass der Aufstieg auf den Berg zu einem Event geworden sei.

Vorbereitung sei das Wichtigste, sagt Winter. „Man muss sich langsam rantasten. Es gibt Bergsteiger, die sich zu viel zumuten, mit wenig Vorerfahrung auf Touren gehen, die zu groß für sie sind.“ In Bergschulen oder Vereinen wie dem DAV sollten angehende Bergsteiger Ausbildungskurse belegen. „Da lernen sie den Umgang mit der Ausrüstung, Wetterkunde und Sichern.“ Wandern könne jeder, der gesund und sportlich ist. Für Klettern ist es unabdingbar, schwindelfrei und geschickt zu sein.

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