Deshalb rotieren Pinguine

Deutscher Forscher entdeckt, wie sich die Vögel warmhalten.

Erlangen. Kaiserpinguine stehen dicht an dicht. Seit Wochen haben sie nichts zu Essen bekommen; auf ihren Füßen balancieren sie die Eier. Wer jetzt zu viel Körperwärme verliert, stirbt.

Doch die Tiere überleben, denn jedes einzelne steht mal am kälteren Rand der Kolonie, dann aber wieder in der wärmenden Mitte. Wie dieser Mechanismus funktioniert, war für Forscher bislang unklar. Ein fränkischer Nachwuchswissenschaftler hat das Rätsel nun ein Stück weit gelüftet.

„Meine prinzipielle Frage war: Welche Dynamik passiert in dieser Ansammlung von Tieren?“, berichtet Daniel Zitterbart von der Universität Erlangen-Nürnberg in Bayern. Wie die Tiere ihre Plätze tauschen, war bisher nicht zu erklären. Der Grund: „Die Pinguine stehen so dicht, dass die Bewegung einzelner Tiere verhindert wird.“ Wie in einem Glas voller Murmeln — da kann sich keine einzelne mehr bewegen.

Zitterbart ist kein Biologe, vielleicht kam er deshalb auf die Lösung. Denn in der Physik gibt es für solche Situationen zwei Modelle: Beim einen bewegen sich die einzelnen Kugeln. „Die andere Option ist, dass man alle bewegt“, erklärt Zitterbart.

Mit dieser Idee im Kopf trat der heute 31-Jährige 2008 ein Jahr auf der deutschen Forschungsstation in der Antarktis an. Zitterbart fotografierte vier Stunden lang jede Sekunde ein Mal eine Pinguinkolonie, markierte die Position von einzelnen Tieren und konnte im Zeitraffer sehen: Die Kolonie bewegt sich in periodischen Wellen.

Ein- bis zweimal in der Minute macht ein Tier den Anfang, alle anderen machen nacheinander mit, wie Zitterbart erläutert. „Sie könnten niemals den Schritt zu Ende machen, wenn das Tier vor ihnen den Schritt nicht auch machen würde.“

Dafür stehen die Pinguine zu eng aufeinander. Durch die Kettenreaktion jedoch kann sich die Kolonie als Ganzes bewegen. „Die Wellen bewegen sich durch die Gruppe, und es scheint, dass einzelne Tiere sich nach vorn wegbewegen und sich an der Seite wieder anstellen“, sagt der Forscher.

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