Die drolligen Fernseh-Holländer

Kicker-Gattin Sylvie van der Vaart macht es wie Carrell und Co — und ergänzt so die Reihe von Show-Importen mit niedlichem Akzent.

Köln. Am Mittwoch um 20.15 Uhr moderiert Sylvie van der Vaart (32) erstmals die RTL-Show „Let’s Dance“. Damit tritt Sylvie in die Fußstapfen von Lou van Burg, Rudi Carrell oder Marijke Amado, kurz: in die Fußstapfen von Holland-Importen, die das deutsche Fernsehen in den vergangenen Jahren geprägt haben.

Der Erste, der die Deutschen mit der holländischen Aussprache vertraut gemacht hat, war Jopie Heesters: „Ich knupfte manche ssarte Bande . . .“ Dieser Akzent scheint eine der Hauptursachen des Erfolges zu sein. Wir mögen nicht das gurgelnde Holländisch, wohl aber das vom Holländischen weichgespülte Deutsch.

Der 2006 gestorbene Rudi Carrell wusste das — und hat nie richtig Deutsch gelernt, obwohl er 40 Jahre in Deutschland gewohnt hat. Sylvie van der Vaart muss sich in dieser Hinsicht keine Sorgen machen. Sie erhöht ihren Drolligkeitsfaktor durch Sätze wie: „Das war ein Party!“

Der zweite Trumpf der Holländer ist die ihnen nachgesagte Lockerheit. Vermutlich rührt diese Vorstellung im Ursprung daher, dass jeder Deutsche mal einen Holländer auf dem Campingplatz getroffen hat, der sich gleich mit Vornamen vorstellte und fragte: „Hast du mal etwas Milch voor meine koffie?“

Andererseits war gerade Carrell alles andere als locker. Er war ein Perfektionist, der einen Wutanfall bekam, wenn andere nicht vorbereitet waren. Dazu kam eine gewisse Courage, die in Deutschland zunächst als Flapsigkeit ausgelegt wurde. 1987 löste er mit einem Spot über Ajatollah Khomeini in „Rudis Tagesshow“ eine diplomatische Krise und Demonstrationen in Teheran aus.

An die lockeren Sitten der holländischen Gastarbeiter hatten sich die Deutschen anfangs erst gewöhnen müssen. Lou van Burg musste 1967 die Moderation der erfolgreichen Show „Der Goldene Schuss“ abgeben, nachdem bekanntgeworden war, dass seine TV-Assistentin Marianne ein Kind von ihm erwartete. Für Onkel Lou bedeutete das die Höchststrafe — neun Jahre Butterfahrten.

Louis van Gaal hat das fest gefügte Bild von der holländischen Lockerheit wohl am stärksten erschüttert. Nachdem der Bayern-Trainer in einem Interview erwähnt hatte, dass ihn seine Kinder siezen müssten, bekam der Korrespondent einer holländischen Zeitung privat zum ersten Mal negative Reaktionen zu seiner Nationalität. Aber nun ist ja bald alles wieder in Ordnung: Louis geht, Sylvie kommt. Und dann stimmt das Klischee wieder.

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