Die Schattenseite der neuen Shopping-Welt

Weil es die Konsumenten bequem und günstig haben sollen, steigt der Preisdruck in der Zustellerbranche.

Die Schattenseite der neuen Shopping-Welt
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Düsseldorf. Der Online-Handel wächst und wächst — und in der Folge auch das Aufkommen für die Paketdienste. Das Problem: Viele Kunden haben die Option, bei Nichtgefallen das Produkt kostenlos zurückzusenden. NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider kritisiert diese Praxis: „Zehn Paar Schuhe bestellen, dann neun wieder zurücksenden und abends über den Klimawandel fabulieren — das passt nicht zusammen.“

Schneider nennt das die Schattenseiten der neuen „Shopping-Welt“. Um den Konsum weiter anzuheizen, würden Kosten gedrückt und die Verantwortung für die Folgen bis zum Ende der Kette, bis zu den Boten selbst, weitergereicht.

Wie groß der Kostendruck in der Paketbranche ist, bestätigte gestern Post-Chef Frank Appel in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“: „Wir zahlen heute unseren Mitarbeitern teilweise doppelt so viel wie unseren Wettbewerber“, erklärte er, weshalb zwar die Umsätze, nicht aber die Gewinne in dem Segment stiegen. Er denke nun darüber nach, neueingestellten Mitarbeitern deutlich weniger zu zahlen. Appel ergänzte, auch heutige Mitarbeiter könnten einen Beitrag zur Kostensenkung leisten: „Das wird nicht allen gefallen.“

In NRW setzt Arbeitsminister Schneider darauf, dass der Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde künftig das Problem entschärft. Zudem will er bei den anderen Bundesländern dafür werben, dass die bestehenden Gesetze enger gefasst werden und Lohndrücker nicht mehr die aktuellen Freiräume und Unschärfen ausnutzen könnten.

„Die Paketbranche ist ein Beispiel dafür, wie die gesetzlichen Vorgaben an der Marktrealität scheitern“, so Schneider. Ihm gehe es vor allem darum, dass Generalunternehmer auch nach einer Auftragsvergabe weiterhin mit in der Verantwortung stehen. Sein Vorschlag: Wenn sich der Subunternehmer nicht an die Gesetze halte, müsse der Vertrag nichtig sein. „Würde das bereits gelten, hätten wir heute kaum gültige Verträge“, mutmaßt Schneider.

Zunächst aber sollen die im Mai festgestellten Mängel weiter untersucht und mit den Unternehmen besprochen werden, kündigt der Minister an. Dann sei es auch möglich, dass bei groben Verstößen Bußgelder verhängt würden. Wie hoch diese sein könnten, und ob sie die jeweiligen Paketdienste wirklich schmerzen, ist laut Schneider aber noch offen.

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