Die Stunde der Schatzsucher

Auf Baustellen wird in der Geschichte gegraben — und häufig wird auch etwas gefunden.

Düsseldorf. Immer wenn gebaggert wird, schlägt die Stunde der Schatzsucher. Dann rücken die Archäologen mit Schaufeln und Pinseln der Baugrube zu Leibe. Häufig bleibt es bei einer mageren Ausbeute, dann kommen ein paar Glas- oder Tonscherben an die Oberfläche.

Seltener gelingt den Archäologen ein Clou und sie fördern einen wahren Schatz der Geschichte ans Tageslicht. Und manchmal gibt es Überraschungen, nämlich dann, wenn sich herausstellt, dass das Fundstück nicht das ist, für das man es hält.

Ein Teilstück der Düsseldorfer U-Bahn-Baustelle musste 2009 stillgelegt werden, nachdem bei den Arbeiten ein menschliches Skelett gefunden wurde. Die Knochen stammten von einem 300 Jahre alten jüdischen Friedhof, den es einst an dieser Stelle gab. Bei der Bergung lief nicht alles ganz nach Plan. Die Profis trennten dem Skelett versehentlich den Kopf ab.

Dabei sind die Düsseldorfer in der Bergung historischer Fundstücke mittlerweile gut in Übung. Kleinigkeiten, wie alte Mosterttöpfchen — mit eingetrockneten Resten — und Unmengen alter Pfeifenköpfe sind schon aufgetaucht. Im Stadtteil Kaiserswerth versteckte sich ein Plattbodenschiff aus dem 17. Jahrhundert im Deich. Bei Sanierungsarbeiten wurde es zufällig entdeckt.

Dass sich Schiffe auf das Festland verirren, kommt häufiger vor. Auf der wohl berühmtesten Baustelle der Welt, am Ground Zero in New York, haben Arbeiter einen 200 Jahre alten Kahn gefunden — der wurde einst als Schrott abgeladen, um die Insel Manhattan im Hudson River auszubauen.

Trockenen Fußes kam man auch im Kreis Mettmann nicht immer von A nach B. Das beweisen 320 Millionen Jahre alte Haizähne und versteinerte Korallen, die in Velbert gefunden wurden. Apropos Tiere: Besitzer der ältesten Hundeknochen (14 000 Jahre alt) sind die Schweizer.

Rücken Archäologen einer Baustelle zu leibe, habe die Bauarbeiter erstmal Pause. Solch ein Baustopp kann viel Zeit kosten. Und Zeit ist Geld — zumindest für den Bauherren. Darum hat ein Häuslebauer aus Krefeld die fränkischen Grabbeigaben (Töpfe und Gläser), die er auf seiner Baustelle gefunden hat, nicht gemeldet. 20 Jahre nach seinem Tod, rückte die Tochter die Sachen raus.

Auch die erfahrensten Archäologen sind vor Irrtümern nicht gefeit. Das musste eine Truppe im italienischen Pompeji erfahren. Sie werden wohl in Zukunft zweimal hingucken, wenn es um Skelette von Huftieren geht. Denn ihr Pferd unbekannter Rasse enttarnten Forscher aus Münster und Cambridge später als Esel. Ein richtiges Pferd wurde dafür in der Nähe von Leipzig gefunden.

Eine kleine Panne ist auch in Monheim am Rhein passiert, diesmal hatten aber nicht die Archäologen Schuld. Bauarbeiter schlugen Alarm, weil sie eine vermeidliche Bombe entdeckt haben. Der heikle Fund war in Wirklichkeit ein Autokolben.

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