Einbrecher steigen über 30-Meter-Tunnel in Bank ein

Die berüchtigten Berliner Tunnelräuber nahmen einst 16 Geiseln, bevor sie mit ihrer Beute aus der überfallenen Bank verschwanden. Das war 1995. Nun haben Gangster ihren Coup kopiert - aber schlauer.

Berlin. Ein spektakulärer Coup ist Gangstern in Berlin gelungen. Wie im Film drangen sie durch einen 30 Meter langen Tunnel in eine Bankfiliale ein und räumten dort zahlreiche Schließfächer aus.

Nach ersten Erkenntnissen gruben die unbekannten Täter den Gang selbst, wie die Polizei am Montag mitteilte. Der Tunnel beginne mit einem Durchbruch in einer Tiefgarage hinter der Bank, bestätigte eine Sprecherin der Polizei der Nachrichtenagentur dpa. „Das war professionell aufgebaut“, sagte sie.

Die Polizei ist sich sicher, dass ein solcher Tunnel nicht in einer Nacht zu buddeln ist. Vermutlich sei die Tat von langer Hand geplant gewesen. Der Bau könne Tage oder Wochen gedauert haben. In der Nacht zum Montag gelang den Einbrechern dann offenbar der Durchbruch in den Raum der Bank. Dort räumten die Täter private Schließfächer aus, wie die Sprecherin sagte. Sie konnten mit der Beute unerkannt fliehen - wie viel Geld die Bande mitnahm, war zunächst unklar.

Der Einbruch war am frühen Montagmorgen über Umwege aufgeflogen. „Ein Anwohner bemerkte gegen 6.15 Uhr Rauch in der Tiefgarage“, sagte die Sprecherin. Die alarmierten Sicherheitskräfte entdeckten dann den Durchbruch in der Garage. Vermutlich hätten die Täter das Feuer gelegt, um Spuren zu verwischen. In der Tiefgarage gebe es einzelne Stellplätze, die mit Rolltoren abgetrennt und deshalb nicht von außen einsehbar seien. Von dort aus konnten die Täter offenbar unbehelligt graben und bauen.

Der gutbürgerliche Bezirk Steglitz-Zehlendorf im Berliner Westen war wiederholt Schauplatz spektakulärer Banküberfälle und Geiselnahmen. Erst im Dezember - kurz vor Weihnachten - hatte ein Mann dort eine Bank überfallen. Er hielt neun Stunden einen Angestellten als Geisel in seiner Gewalt, bevor die Polizei ihn zum Aufgeben bewegte.

Auch einen Tunnel gruben Gangster dort nicht zum ersten Mal. Im Juni 1995 waren vier Räuber über einen selbst gegrabenen Tunnel in eine Bank in Zehlendorf eingestiegen und hatten 16 Geiseln genommen. Kurz bevor die Polizei das Gebäude stürmte, flohen die sogenannten Tunnelräuber mit ihrer Beute durch die Röhre. Diesmal stellten es die Täter schlauer an - sie verschwanden ohne Geiselnahme und akuten Polizeialarm mit ihrer Beute.

Wenn gerade keine Räuber unterwegs sind, lässt es sich an der Schlossstraße in Berlin-Steglitz gut Flanieren. Dort warten zahlreiche Geschäfte und Einkaufscenter auf Besucher und Kunden. Die Bankfiliale an der Ecke Wrangelstraße blieb zumindest am Montag geschlossen. Polizisten und Kriminaltechniker sicherten dort Spuren.

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