Eine Lebertransplantation kann bis zu 180 000 Euro kosten

Die teuren Operationen werden pauschal bezahlt. Kosten steigen, wenn es im Einzelfall Komplikationen gibt.

Düsseldorf. Nach den Transplantationsskandalen in Göttingen, München, Regensburg und Leipzig wächst die Verunsicherung. Warum wurden Daten gefälscht und Patienten kränker gemacht als sie wirklich waren, um schneller und mehr Organtransplantationen vorzunehmen?

Als Motive kommen Prestigedenken und Bestechlichkeit der Mediziner infrage. Denn Fakt ist: Transplantationen gehören zu den teuersten Operationen — sie können unter Umständen 180 000 Euro kosten. Sie steigern nicht nur das Ansehen der Klinik, sondern auch den Umsatz. Wird schnell und sauber gearbeitet, kann eine Klinik damit einiges verdienen.

Am bundesweit führenden Essener Universitätsklinikum gab es im vergangenen Jahr beispielsweise 139 Lebertransplantationen. Allerdings gab es nur wenige Fälle, bei denen die Kosten mehr als 100 000 Euro betrugen, erklärt die Klinik auf Anfrage unserer Zeitung. Durchschnittlich betrügen die Kosten pro Lebertransplantation in Essen rund 50 000 Euro.

Die Kosten für Operation sowie Vor- und Nachbehandlung übernehmen die Krankenkassen des Organempfängers. Sie zahlen je nach Erkrankungsgrad und Verlauf der Behandlung einen festen Satz. Diese Pauschalen, auch Fallgruppen genannt, werden vom Institut für das Entgeltsystem im Krankenhaus (InEK) festgelegt, das von Krankenkassen und Kliniken gemeinsam gegründet wurde.

„Wir werten die Kosten aller Behandlungen aus und errechnen darauf Mittelwerte, die dann in einem Pauschalenkatalog festgelegt werden“, erklärt InEK-Geschäftsführer Frank Heimig. Insgesamt wurden 2011 nach Angaben des Spitzenverbands der Gesetzlichen Krankenversicherer (GKV) mehr als 138 Millionen Euro für Transplantationen in Deutschland ausgezahlt.

So sind beispielsweise Lebertransplantation drei Kategorien gestaffelt: „Ist der Patient nicht unter sechs Jahren, muss kaum künstlich beatmet werden und wird zwischen sieben und 43 Tagen in der Klinik behandelt, werden dafür von der Krankenkasse rund 33 000 Euro bezahlt“, rechnet Heimig vor. Enthalten sind darin die hochspezialisierten und teuren Geräte, Personalkosten, Medikamente sowie ständige Untersuchungen.

Die höchste Kategorie ist auf 105 000 Euro festgesetzt. Voraussetzungen: Mit der Leber wird auch die Niere ersetzt, der Patient muss länger als 180 Stunden beatmet werden und ist zudem länger als 50 Tage in der Klinik. „Für besonders schwierige Fälle, bei denen Komplikationen auftreten, werden zudem Zuschläge von 1800 Euro pro Tag gezahlt“, so Heimig. Schränkt aber zugleich ein, dass ein Tag auf einer Intensivstation die Klinik bis zu 5000 Euro kosten können.

„Die Kliniken tragen das finanzielle Risiko“, sagt Heimig, „verläuft die Behandlung gut und schnell, kann viel Gewinn von der Pauschale übrigbleiben. Im umgekehrten Fall zahlen sie aber auch drauf.“ Er selbst geht deshalb davon aus, dass die Datenmanipulationen in Leipzig, die zu mehr Operationen führte, nicht in erster Linie aus wirtschaftlichen Motiven erfolgte. Vielen Kliniken gehe es vor allem um das Renommée.

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