Erdbeere legt Frühstart hin: Süße Früchte aus dem Tunnel

Die Saison im Rheinland wurde am Donnerstag zwei Wochen früher als üblich eröffnet.

Erdbeere legt Frühstart hin: Süße Früchte aus dem Tunnel
Foto: dpa

Willich. Rot, süß und saftig — so muss sie sein, die perfekte Erdbeere. Im Rheinland hat ihr Anbau Tradition, auf Tausenden Hektar Land bauen die Obstbauern aus der Region die Pflanzen an. Seit Donnerstag ist die rheinische Erdbeersaison offiziell eröffnet — dank des milden Wetters zwei Wochen früher als üblich. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr fiel der Startschuss vier Wochen später.

Etwa 120 bis 150 Betriebe bauen die Erdbeere, die zu den Rosengewächsen zählt, in der Region an. „Das Rheinland ist eine der führenden Anbauregionen in Deutschland“, sagt Peter Moß. Er ist stellvertretender Geschäftsführer des Provinzialverbands Rheinischer Obst- und Gemüsebauern. Die am häufigsten vertretende Sorte heißt Elsanta: Weil sie besonders fest und haltbar ist — die Früchte sind bis zu sechs Tage genießbar —, setzen gerade Großvermarkter für den Einzelhandel auf sie. Auch beliebt: Clery und Elianny — sie sind besonders süß.

„Die meisten Erdbeeren kommen zurzeit noch aus Folientunneln“, erzählt Moß. Je nach Temperatur müssten sie zum Teil mehrfach am Tag geöffnet und geschlossen und darüber hinaus mit Tropfschläuchen bewässert werden — das treibe die Personalkosten und damit die Preise in die Höhe. Das Thema hat Brisanz: Denn mit dem geplanten flächendeckenden Mindestlohn ab dem 1. Januar 2015 würden die Kosten für Erntehelfer enorm steigen. „Dann hätten die Betriebe ein existenzielles Problem“, sagt Moß. Er hofft auf eine Übergangsregelung von zwei Jahren, die Erntehelfer vorerst vom Mindestlohn ausnehmen soll. Sie verdienen aktuell nach Tarif sieben Euro.

Weil die Erdbeeren von Hand geerntet werden, seien die Lohnkosten generell verhältnismäßig hoch, sagt Robert Bossmann. Er bewirtschaftet auf seinem Hof in Monheim rund 120 Hektar Fläche, davon entfallen etwa 20 Hektar auf Spargel und Erdbeeren. Dennoch erzielt er damit Zwei Drittel seines Umsatzes. Zu Hochzeiten arbeiten auf seinen Feldern 60 Helfer.

Als Direktvermarkter verkauft der Landwirt seine Ware auf seinem Hof und an Verkaufsständen. Er setzt auf die Sorten Lambada und Flair. „Die sind süßer als Elsanta, dafür aber nicht so transportfähig.“ Auch Bossmann hat mit der Ernte begonnen — und pflanzt bereits neue Erdbeeren. „Die Pflanzen wurden im November gerodet und dann bei minus zwei Grad ins Kühlhaus gebracht. Jetzt pflanzen wir sie wieder ein, so können wir bis Ende Juli auch diese süßen Sorten ernten.“ Es gebe zwar auch spätreifende Sorten, die schmeckten aber meist nicht ganz so gut.

Bei Bossmann kostet das Pfund Erdbeeren je nach Abnahmemenge zwischen 2,60 und 2,90 Euro. Obstbaumeister Frank Mertens, auf dessen Hof in Willich die Saison eröffnet wurde, verkauft das Pfund für drei Euro. „Die Preise sind im Moment recht verbraucherfreundlich. Wenn die Ernte so gut wird, wie wir erwarten, werden sie weiter fallen“, sagt Moß.

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