Ermittler nehmen Enkeltrick-Banden ins Visier

Karlsruhe (dpa) - Eine Karlsruher Ermittlungsgruppe nimmt bundesweit zum ersten Mal die Bandenstrukturen sogenannter Enkeltrick-Betrüger unter die Lupe. Fast alle angezeigten Taten konnten seitdem aufgeklärt werden, wie der Chef der Kriminalitätsbekämpfung, Gerhard Regele, am Dienstag sagte.

Innerhalb eines knappen Jahres sei es den 14 Ermittlern der Gruppe „Cash down“ gelungen, im Südwesten und auch bundesweit fast 300 Fälle mit einem Gesamtschaden von rund 1,6 Millionen Euro aufzuklären. 23 Verdächtige seien festgenommen worden, fünf werden mit europäischem Haftbefehl gesucht. Beim Enkeltrick wird älteren Menschen vorgetäuscht, ihr Enkel sei in Not und brauche dringend Geld.

Die Trickbetrüger seien vor allem deutsche, rumänische und polnische Staatsbürger. Ihre Hintermänner säßen meist in Polen, erklärte Regele weiter. Fast immer seien sie wegen Betrugs bereits vorbestraft und fast immer ohne Schulabschluss. Die Banden seien hierarchisch aufgebaut. „Die "Logistiker" ziehen im Ausland die Strippen, die "Keiler" rufen die alten Menschen an.“ Sie suchten im Telefonbuch gezielt nach Einträgen mit einem altmodischen Vornamen, der auf einen betagten Menschen hindeutet. „Die "Abholer" holen schließlich das Geld ab“, sagte Regele.

Insgesamt konzentrierten sich mehr und mehr Betrüger auf ältere Menschen. Neben der Enkeltrickmasche stellten die Beamten auch eine Zunahme vom Betrug mit vermeintlichen Lotteriegewinnen fest. Dabei werde vorzugsweise älteren Menschen ein Geld- oder Autogewinn in Aussicht gestellt, für den sie im Vorfeld „Abwicklungskosten“ überweisen müssten. Die Täter agierten von der Türkei aus.

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