Exorzismus: Papst Franziskus und der Teufel

Hat das Kirchenoberhaupt einen Exorzismus durchgeführt?

Rom. Ist Papst Franziskus ein Exorzist? Das fragen sich zurzeit viele Menschen: Fernsehbilder zeigen, wie Franziskus nach einer Messe behinderte Menschen grüßt und segnet. Bei einem der Rollstuhlfahrer hält sich der Papst besonders lange auf, legt ihm beide Hände auf den Kopf und spricht offensichtlich eine Art Gebet. Man sieht auch, wie der Behinderte seinen Mund weit öffnet und verstört reagiert.

„Für die Exorzisten, die diese Bilder gesehen haben, besteht kein Zweifel: Es handelte sich um ein Gebet zur Befreiung vom Bösen oder um einen regelrechten Exorzismus.“ Das befand die Redaktion der Sendung „Vade Retro“, die wöchentlich auf TV 2000 ein Magazin über Exorzismus sendet. Der Vatikan reagierte prompt mit einer Stellungnahme: „Der Papst wollte keinen Exorzismus ausüben, sondern nur für eine leidende Person beten“, sagte Sprecher Federico Lombardi.

Welches Verhältnis hat Jorge Mario Bergoglio zum Teufel? Die Frage ist berechtigt. Franziskus hat dieser Figur viel Platz eingeräumt in seinem gerade einmal zwei Monate andauernden Pontifikat. Franziskus sprach allein in den ersten Tagen zweimal vom Teufel. Der Teufel, so weltfremd diese Figur heutzutage scheinen mag, reist mit in diesem Pontifikat. „Wer nicht zum Herrn betet, betet zum Teufel“, zitierte Franziskus den französischen Dichter Léon Bloy am Tag nach seiner Wahl in seiner Predigt vor den Kardinälen. In der jesuitischen Tradition steht der Teufel für Pessimismus und Mutlosigkeit.

Auch die beiden Vorgänger von Franziskus hatten keine Berührungsängste mit der Teufelsaustreiberei. Johannes Paul II. wird nachgesagt, er selbst habe 1982 und im Jahr 2000 einen Exorzismus durchgeführt. Benedikt XVI. ermutigte 2005 die Exorzisten in ihrem „wertvollen Dienst an der Kirche fortzufahren“. Offenbar ist die Sache der Kirche selbst aber nicht ganz koscher: Im zweiten Vatikanischen Konzil wurde die niedere Weihe für Exorzisten abgeschafft, im Katechismus sind Exorzismen ausdrücklich erklärt.

Die Vereinigung katholischer Psychologen schätzt, dass jedes Jahr in Italien 500 000 Menschen die Hilfe von Exorzisten aufsuchen. Der Papst läge mit seinem Gebet da ganz im Trend.

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