Flechten: Schülerinnen beweisen den Klimawandel

Biologie: Monheimer Gymnasiastinnen gelang der Nachweis von Flechten, die bislang im Rheinland gar nicht vorgekommen waren.

<strong>Monheim. Man stelle sich vor: Da beschäftigen sich zwei Oberstufenschülerinnen im Rahmen einer Facharbeit im Grundkurs Biologie mit Flechten. Und schließlich wird ihnen von Professoren bestätigt, dass sie eine kleine Sensation entdeckt haben, mit der sich der viel diskutierte Klimawandel belegen lässt. Genau das ist in der Rheingemeinde Monheim geschehen: Zwei Schülerinnen des Otto-Hahn-Gymnasiums haben nachgewiesen, dass in ihrer Heimatstadt die Flechtenarten "punctelia borreri” und "flavioparmelia soredians” vor kommen ­ obwohl dies nach bisherigen wissenschaftlichen Erkenntnissen gar nicht der Fall sein dürfte.
Doch der Reihe nach. Da ist einmal die 19-jährige Friederike Grimmer. Die Schülerin entdeckte die Flechtenart "flavioparmelia soredians”, die es in den hiesigen Klimaverhältnissen eigentlich gar nicht geben dürfte. Denn sie gilt als "ozeanisch” und kommt im atlantischen und mediterranen Raum vor ­ nicht aber in unseren Breitengraden.
Im Rahmen ihrer Hausarbeit hatte die Schülerin Bäume im Monheimer Stadtgebiet untersucht. Thema: Lässt sich die Klimaveränderung durch niedere Pflanzen in Monheim am Rhein nachweisen? Die Antwort ihrer Arbeit fiel eindeutig aus. Mit dem Aufkommen dieser Flechtenart sind auch in der Rheingemeinde die Auswirkungen des Klimawandels angekommen.
Professoren aus Salzburg und Bonn bestätigen Bedeutung der Arbeit
Mehrere Wochen lang hatte Grimmer akribisch Proben an Bäumen in Monheim genommen und dann mit Hilfe von Kali-Lauge die Flechte nachgewiesen. Immissionsökologe Norbert Stapper, der die Schülerin bei ihrer Arbeit unterstützte, sagt: "Der Fund lässt sich ohne Zweifel als Folge der Klimaveränderung interpretieren.” Der gleichen Ansicht sind die Professoren Roman Türk (Uni Salzburg) und Jan-Peter Frahm (Uni Bonn). Beide Experten bestätigten, dass der Fund eindeutig als Beweis für die Klimaveränderung gelten kann.
Doch Friederike Grimmer ist nicht die einzige Monheimer Schülerin, die sich unter den Flechtenkundigen einen Namen gemacht hat. Auch Rebecca Scharmann setzte sich in ihrer Arbeit mit dem Thema Flechten auseinander und konnte eine Art in Monheim nachweisen, die in NRW eigentlich nicht vorkommt und ebenfalls als Beleg für den Klimawandel gelten kann.
An zwei von 80 Bäumen wies die 17-jährige die "punctelia borreri” nach. Zwar hat der Lehrer die Arbeit noch nicht korrigiert, aber genau wie Friederike Grimmer werden die Flechten für sie keine einmalige Angelegenheit bleiben. Beide könnten sich vorstellen, nach der Schule mit einem Biologiestudium anzufangen. Den Universitäten in Bonn und Salzburg haben sie sich ja bereits nachdrücklich empfohlen.
FLECHTEN Symbionten Als Flechten bezeichnet man eine symbiotische Lebensgemeinschaft zwischen einem Pilz und einem Photosynthese betreibenden Partner. Die Wissenschaft von den Flechten ist die Lichenologie.

Vorkommen Weltweit gibt es rund 20 000 Flechtenarten. In Mitteleuropa kommen davon etwa 2000 vor. Viele Arten sind in der Lage, extreme Lebensräume zu erschließen. So können manche Flechten auf blankem Fels wachsen, andere wurden in fast 5000 Meter Höhe im Himalaja-Gebirge gefunden. Sie können Temperaturen von -47 Grad bis +80 Grad überstehen.

Namen Flechten werden immer nach dem Pilz benannt, der die Flechte bildet, da es meist dieser ist, der ihr die Form und Struktur gibt. Flechten werden daher den Pilzen (Fungi) zugerechnet, unter denen sie als eigene Lebensform eine Sonderstellung einnehmen; sie sind also keine Pflanzen.

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