Gasleck: „Der Schwefelwasserstoff tötet alles Leben ab“

Das austretende Gas könnte jederzeit explodieren — und gefährdet schon jetzt das Tierleben vor der schottischen Küste.

London/Berlin. Weiter strömt giftiges Gas ungehindert in die Nordsee vor Schottland. Der Meeresschutzexperte Stephan Lutter von der Umweltstiftung WWF beantwortet die wichtigsten Fragen zum Gas-Leck.

Welches Gas tritt aus?

Der französische Total-Konzern als Betreiber spricht von einer Mischung aus den Kohlenwasserstoffen Methan, Propan und Butan. Außerdem enthalte es Verunreinigungen, die auch einen öligen Film an der Oberfläche verursachen. Besonders gefährlich ist Schwefelwasserstoff, der ebenfalls enthalten ist.

Warum ist das Gas gefährlich?

Der Schwefelwasserstoff tötet alles Leben ab. Auch die Kohlenwasserstoffe sind problematisch. „Beispielsweise ist Methan ein echter Klimakiller“, sagt Lutter. Zudem bekämen Fische Embolien in den Kiemen, wenn sie in die austretenden Gasblasen gerieten. Der Öl-Film an der Wasseroberfläche ist zudem gefährlich für Wasservögel. Wegen des Schwefelwasserstoffs spricht der WWF sogar von „Todeszonen“.

Wie breitet sich das Gas aus?

Wie aus einer Sprudelflasche kommt es aus tieferen Schichten an die Meeresoberfläche und verteilt es sich dort in der Luft. Wie stark sich der Gasnebel in verschiedene Richtungen ausbreitet, weiß man derzeit nicht.

Besteht Explosionsgefahr?

Ja, es besteht Explosionsgefahr. Besonders, da die Flamme an der Spitze der Plattform weiterbrennt. Wenn das austretende Gas mit ihr in Berührung kommt, kann es explodieren. Deshalb errichtete die Küstenwache bereits eine Zwei-Meilen-Sperrzone für Schiffe und eine Drei-Meilen-Zone für Flugzeuge rund um die Plattform (siehe Grafik). Bis die Flamme erloschen ist, können keine Techniker auf die Bohrinsel. Derzeit fliegen keine Hubschrauber zur „Elgin“.

Kann das Leck geschlossen werden?

Entweder muss Total versuchen, das Loch zu stopfen oder Entlastungsbohrungen durchführen.

Leben dort gefährdete Tiere?

Haie, Rochen und der große Tümmler sind in diesem Gebiet zu Hause. Die Region ist wichtiger Nahrungsgrund für Seevögel.

Besteht auch Gefahr für Küsten?

Zunächst nicht. Vermutlich werden weder Gas noch Öl die Ufer erreichen, die Plattform ist etwa 240 Kilometer vom Festland entfernt. Die Nordsee-Strömung bewege sich zudem im Kreis, weshalb sich das Gas vermutlich nicht so weit ausbreitet.

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