Geschichte: Von griechischen Schulden und deutschem Geld

Bereits vor mehr als 150 Jahren war der griechische Staat pleite. Kein Einzelfall.

Düsseldorf. Geschichte wiederholt sich: „Griechenland. Die Regierung befindet sich in einer kleinen Geldverlegenheit: sie hat nämlich gar nichts“, heißt es in einem Artikel der „Leipziger Locomotive“ vom 4. Januar 1843, den Hans-Ulrich Nieter aus seinem Krefelder Zeitungsmuseum unserer Zeitung geschickt hat.

Damals wie heute setzten die Hellenen vor allem auf Kredite aus deutschen Landen. Der junge griechische Staat — erst 1830 nach rund 500 Jahren Unterdrückung durch das Osmanische Reich unabhängig geworden — wurde sogar von einem Deutschen geführt: dem bayrischen Prinzen Otto. Er verdankte seinen Posten den Spenden seines Vaters Ludwig I., des bayrischen Königs.

Um die neben den Spenden aufgenommenen Kredite bedienen zu können, benötigten die Griechen ein neues Steuersystem und setzten auf bayrische Finanzbeamte. Doch die arbeiteten nicht wirklich effizient.

Da von den Krediten kaum etwas in der Realwirtschaft ankam, sondern im aufgeblähten Staatsapparat versickerte, konnte der Staat seine Schuldner nicht mehr bedienen. 1843 wurden die Beamten aus dem Land gejagt, 20 Jahre und weitere Finanzprobleme später musste auch Otto gehen. 1875 war der Staatsbankrott schließlich nicht mehr abzuwenden.

Kein Einzelfall in der Geschichte Griechenlands. Sechs Mal bekamen die Kreditgeber ihr Geld nicht zurück. Bereits im vierten Jahrhundert vor Christus konnten die griechischen Stadtstaaten ihre Schulden nicht begleichen. 1826 stand die provisorische Regierung durch die Unabhängigkeitskriegs-Kosten vor dem Aus, es folgten die erwähnten Krisen von 1843 und 1875.

Und es ging weiter: Als die Griechen Ende des 19. Jahrhunderts in ihre Infrastruktur investierten, stieg die ohnehin hohe Verschuldung. 1893 folgte der Staatsbankrott, wie auch durch die Wirtschaftskrise der 1930er.

Ob die aktuelle Krise abzuwenden ist, steht in den Sternen. Die „Leipziger Locomotive“ hatte bereits 1843 eine Lösung, die auch heute diskutiert wird: eine Bankenbeteiligung. „Vielleicht lässt Rothschild mit sich reden.“

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