„Grace Belgravia“ in London: Für Männer verboten

Londons exklusive Herrenclubs bekommen weibliche Konkurrenz. Statt Zigarren und Whiskey sind Wellness und Massagen angesagt.

London. Klar, nach einem anstrengenden Arbeitstag braucht ein Mann seine Ruhe. In der britischen Hauptstadt ziehen sich Herren mit Stil deshalb seit über 300 Jahren in Gentlemen’s Clubs zurück — frauenfreie Zonen, in denen sie Zigarren paffen und ganz Kumpel sein dürfen.

Doch Londons Powerfrauen holen auf: Im feinen Viertel Belgravia öffnet diesen Monat mit „Grace“ der erste Club für Ladies diskret seine Türen.

Noch polieren Bauarbeiter den Prachtbau aus der Epoche von Old-School-Glamour auf Willkommensfrische. Im lichten Atrium vermessen sie die Fensterfronten für üppige Vorhangstoffe, im Treppenhaus beziehen sie das Geländer mit Luxusleder in Orange — der Markenfarbe teurer Hermès-Handtaschen.

Darüber sollen schon ab dem 19. November die manikürten Hände von Londons Damen-Elite gleiten — und nur die, keine anderen. Männer müssen draußen bleiben.

„Für Kurierfahrer und Paketboten gibt es den Personaleingang und eine separate Rezeption“, erklärt Chris O’Donoghue, „mehr bekommen sie hier nicht zu Gesicht.“ Die Vorteile des Doppeleingangs liegen für den Mit-Finanzier des Projektes auf der Hand: „Die Frauen können ihre Leibwächter im Wagen lassen, weil die Sicherheit schon am Eingang beginnt.“

Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. O’Donoghue genießt geradezu die historische Revanche, die ihm mit dem schmucklosen Männer-Dienstboten-Aufgang gelungen ist. Er verweist auf den Turf Gentlemen’s Club, eine altehrwürdige Salon-Institution, bei der Gattinnen ab und an Zutritt haben — aber nur über einen schäbigen Hintereingang. „Die Männer nutzen das pompöse Treppenhaus“, sagt er, „hier ist es genau andersherum.“

Im Gros der über 30 Londoner „Members-Only“-Clubs möchten die Herren auch im Jahr 2012 weiter unter sich bleiben. Die Tradition geht bis 1693 zurück, als erstmals das „White’s“ öffnete — eine Art zweites Zuhause für auserwählte Männer von Rang und Namen.

Die Wartelisten sind lang, das Ambiente unverändert begehrt: Wer nach Büroschluss nicht im Pub neben Kampftrinkern im Happy-Hour-Rausch stehen muss, sondern seinen Whiskey im Ledersessel am Kamin zelebrieren darf, der hat es geschafft.

Bei „Grace Belgravia“ sucht man vergeblich nach Pokertisch und Zigarrenbar. Entspannung heißt hier: Saunalandschaft, Massageliegen, Shopping-Therapie. Es gibt Kleiderstangen mit Couture-Mode, eine Bücherei, Seminarräume für Vorträge und ein edles, luftiges Restaurant.

Das Mantra „Ladies First“ gilt bis ins kleinste Detail. Managerin Kate Percival hat große Schließfächer installieren lassen, in denen selbst lange Kleider knitterfrei verstaut werden können. Ein Friseur fönt die Ladies nach ihrem Wellness-Besuch wieder ausgehfertig.

Im Fitnessstudio dominiert statt Stahlmaschinen eine Ballettstange. Dort sorgt niemand Geringerer als Matt Roberts, Fitnesstrainer von Premier David Cameron, für Bewegung. Eine Etage darüber betreut Timothy Evans, Heilpraktiker der Queen, die gestressten Alpha-Frauen.

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