Handydiebe fotografieren sich selbst

Täter versenden mit gestohlenen Handys unwissentlich Bilder. Polizei kann die Fotos aber nicht immer für Fahndung nutzen.

Düsseldorf. Moderne Technik hat so ihre Tücken — vor allem für Diebe. Einer Frau aus dem Kreis Mettmann wurde vergangene Woche beim Einkaufen das Handy gestohlen.

Doch schon am Abend bekam sie perfekte Fahndungsfotos geliefert: vom Täter selbst. Der hatte nicht bedacht, dass es bei Smartphones mittlerweile Programme gibt, die Daten automatisch an einem zweiten Speicherort im Internet ablegen. In diesem Fall in der „iCloud“.

Auf dem Tablet-PC des Opfers tauchte die Nachricht „drei neue Bilder“ auf. Nette Porträtaufnahmen, die eine Frau Mitte 50 zeigen. „Leider ist nicht 100 Prozent sicher, ob sie auch die Täterin ist. Vielleicht ist sie nur eine Freundin“, sagt die Handybesitzerin, die anonym bleiben möchte.

Genau aus diesem Grund könne die Polizei solche Bilder nicht direkt für eine Fahndung nutzen, sagt Andreas Schogalla, Sprecher der Polizei Düsseldorf. „Stellen Sie sich vor, die Person ist nicht der Dieb und weiß auch nichts von der Tat.“

In jedem Fall müsse man zunächst andere Maßnahmen durchführen — die Kartei nach Übereinstimmungen absuchen oder Zeugen die Bilder vorlegen. „Eine Veröffentlichung ist die letzte Möglichkeit“, sagt Wolfgang Weidner, Polizeisprecher in Krefeld.

In Hagen erlaubte ein Richter die Fahndung mit Foto. Aus einem Pausenraum einer Firma war Mitte August ein Handy verschwunden. Kurze Zeit später entdeckte auch dort der Besitzer auf seinem Laptop fremde Fotos: ein junger Mann mit nacktem Oberkörper und frisch gegelten Haaren lächelte ihm entgegen.

Und nach der Veröffentlichung strahlte er bald von Zeitungsseiten und Internetplattformen. Der mutmaßliche Täter meldete sich daraufhin bei der Polizei Hagen. Er hätte das Handy nur gekauft, nicht aber gestohlen. Eine Anzeige wegen Hehlerei droht ihm dennoch.

Die Amerikanerin Katy McCaffrey veröffentlichte die Fotos, die der neue, unrechtmäßige Besitzer ihres Handys machte, ohne Umweg über die Polizei beim Sozialnetzwerk Facebook — zusammen mit bissigen Kommentaren wie: „Das ist Nelson. Nelson hat mein gestohlenes iPhone.“

Mittlerweile hat sie ihr Gerät zurück. Nelson, der zur Besatzung des Kreuzfahrtschiffes gehörte, auf dem McCaffrey bestohlen wurde, ist suspendiert. Ein ähnliches Vorgehen kommt für die Frau aus dem Kreis Mettmann nicht in Frage. Sie hat Anzeige erstattet und hofft nun auf die Ermittlungen der Polizei. Die hat jetzt zumindest einen gestochen scharfen Anhaltspunkt.

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