Hooligan-Gruppen verbünden sich gegen Salafisten

Verfeindete Hooligans haben ein gemeinsames Feindbild entdeckt: Salafisten. Am Samstag marschieren sie in Köln auf.

Hooligan-Gruppen verbünden sich gegen Salafisten
Foto: Archiv

Düsseldorf. In der deutschen Hooligan-Szene formiert sich eine Bewegung, die Polizei und Verfassungsschützer in Alarmbereitschaft versetzt. „Hooligans gegen Salafisten“ (Kurz: „HoGeSa“) heißt eine schnell wachsende Initiative, der inzwischen 17 eigentlich verfeindete Gruppen angehören sollen.

Erstmals fiel die Bewegung der als gewaltbereit eingestuften Fußballfans im Spätsommer auf. Damals liefen etwa 300 teils vermummte Hooligans in der Dortmunder Innenstadt auf und forderten in markigen Parolen, Deutschland von Salafisten „zu befreien“. Seitdem gab es ähnliche Veranstaltungen in Frankfurt, Nürnberg und Essen.

Am Sonntag will die Bewegung in der Kölner Innenstadt demonstrieren. Auf Facebook und Youtube im Internet laufen sich die Vertreter seit Wochen dafür warm. „Wir erwarten Tausende, wir sind europaweit vernetzt“, sagt einer der Anführer in einem Internet-Video.

Für Polizei und den bundesweit bekannten Fan-Forscher Gunter A. Pilz von der Universität Hannover steht außer Frage, dass es sich um eine rechtsradikale Vereinigung handelt — auch wenn die Teilnehmer dies bestreiten. Gunter A. Pilz sagt: „Mit den Salafisten haben sich diese Hooligans lediglich ein Feindbild erkoren, das gesellschaftsfähig ist und von ihren eigenen verfassungsfeindlichen Zielen ablenkt.“ Die Gruppe würde bewusst mit den Ängsten der Bevölkerung spielen, die derzeit durch den Feldzug der Terrorgruppe Islamischer Staat in Syrien und im Irak geschürt werde.

In ihren Internetviedeo heizen die „HoGeSa“-Vertreter mit dumpfen Parolen diese Ängste an, indem sie vor einer Islamisierung Deutschlands warnen und ein Zukunftsszenario zeichnen, in dem Deutschen die „Köpfe abgeschnitten“ werden, wenn sie nicht zum Islam zwangskonvertieren.

Laut Pilz geht es den Hooligans lediglich darum, sich selbst wieder in den Vordergrund zu spielen. Denn sie sind in den vergangenen Jahren zusehends in Vergessenheit geraten. Das Erstarken der eher links orientierten Ultra-Szene in den Stadien ließ die „Hools“ wie ein Relikt aus den Achtzigerjahren erscheinen. „Das eigentliche Ziel ist, sich klar gegen die Ultra-Fangruppen zu positionieren. Ich würde ihnen sogar unterstellen, dass die,HoGeSa’ ein strategisch wichtiger Schachzug ist, der sich bislang bezahlt macht. Es klappt ja, die Zustimmung in der Bevölkerung ist da.“

Beobachtungen der Kölner Polizei und des Landesdienstes Polizeilicher Dienste (LZPD) legen nahe, dass es auch um politische Motive geht. So wurden auf den bisherigen Kundgebungen prominente Köpfe der Neonazi-Szene gesehen, darunter auch der als „SS-Siggi“ bekanntgewordene Siegfried Borchardt. Er bemüht sich seit Jahrzehnten um Verbrüderungen zwischen Hooligan- und Neonazigruppierungen.

Die Veranstaltung in Köln wurde ursprünglich von Dominik Roeseler, Pro-NRW-Politiker aus Mönchengladbach, angemeldet. Inzwischen allerdings hat sich sein Kreisverband von der Bewegung distanziert, Roeseler musste seine Leitungsfunktion innerhalb der „HoGeSa“ aufgeben. Allzu offensichtlich sollen die rechten Anwandlungen allerdings nicht sein. Vor dem Treffen in Köln mahnen die Veranstalter eindringlich, nur mit „schwarz-rot-goldenen Deutschlandfahnen“ aufzulaufen und „keine Parolen“ zu brüllen.

Die Kölner Polizei hat die Veranstaltung von der prominenten Domplatte auf den Breslauer Platz verlegt, nachdem der Veranstalter die erwartete Teilnehmerzahl auf 1500 aufgestockt hatte. „Im Umfeld sind zwei Gegendemonstrationen von der Partei Die Linke und lokalen linken Gruppen geplant“, sagt ein Sprecher der Kölner Polizei.

Beim LZPD heißt es angesichts der Kombination aus gewaltbereiten Fußballfans und politischen Parteien: „Das ist eine schwierige Gemengelage.“ Die „HoGeSa“-Wortführer haben zudem angekündigt, dass auch verfeindete Rockerbanden gemeinsam nach Köln anreisen.

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