A46-Sperrung „Im Stau denkt man nur noch an sich selbst“

Die Arbeiten auf der A46 in Richtung Düsseldorf laufen, das Verkehrschaos bleibt aus. Das liegt auch am Faktor Mensch.

A46-Sperrung: „Im Stau denkt man nur noch an sich selbst“
Foto: dpa

Wuppertal/Düsseldorf. In der vergangenen Woche legte die Sperrung der A46 in Richtung Dortmund Wuppertal lahm: 70 Kilometer Stau. Am Mittwochabend wurde die Autobahn in Richtung Düsseldorf gesperrt. Schlimmes wurde erwartet, aber das Chaos blieb aus. Weil die Menschen sich trotz allen Ärgers an die Situation anpassten, sagt der Verkehrspsychologe Kai Lenßen aus Düsseldorf.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Und wenn die Gewohnheit gebrochen wird, kann das durchaus zu Ärger führen. So gehe es auch Autofahrern, die im Stau stehen, so Lenßen. „Es ist, als würde jemand einem ein Bein stellen.“ Das halte einen auf und man werde gereizt. So erklärt er das Verhalten von Autofahrern. Menschen könnten aber auch flexibel reagieren.

Seit Mittwochabend ist die A46 zwischen und Sonnborner Kreuz wieder gesperrt. In Wuppertal staut sich der Verkehr — aber weniger als in der Woche zuvor.

Ein Stau bedeutet Stress für Autofahrer. „Man wird in seiner Handlungsfreiheit eingeschränkt“, sagt Lenßen. Das empfinde man als Störung und das sei als psychische Belastung. Als Reaktion darauf fielen die Menschen zurück in frühzeitliches Verhalten: „Es ist so, als wenn man sich retten muss: Die Fahrer denken nur noch an sich selbst“, erklärt Lenßen. Das sei das Ende des rücksichtsvollen Verhaltens und des vorausschauenden Fahrens. „Man wird ärgerlich, hupt, meckert und überschreitet auch Verkehrsregeln.“ Letztlich führt das zu noch mehr Chaos im Verkehr.

Für Alois Höltgen, Projektleiter A46 bei Straßen.NRW, haben die Staus in und um Wuppertal mit der fehlenden Akzeptanz der Umleitungen zu tun. Die müsse immer erst wachsen — auch dadurch, dass sie immer besser funktionierten. Lenßen bestätigt das. Auch wenn Umleitungen angekündigt würden, hofften die Fahrer, dass sie trotzdem die gewohnten Strecken fahren könnten. „Die Grundtendenz ist immer: Es wird schon alles gut gehen.“ Erst wenn es das nicht tut, würden Ausweichrouten oder mehr Zeit eingeplant.

In und um Wuppertal hat man sich anscheinend an die Umleitungen gewöhnt. Gestern aber mussten die Fahrer in Richtung Dortmund wieder eine Störung hinnehmen: die A46 musste erneut für eine Stunde gesperrt werden. Ein Stück des frisch aufgetragenen Flüsterasphalts hatte sich gelöst. ecr

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