In den Pflegeheimen fehlt es vor allem an Zeit für die Bewohner

Immer wieder machen Kommunen den Einrichtungen strenge Auflagen. Doch dabei handelt es sich um Einzelfälle.

Wuppertal/Meerbusch. Der Rhein-Kreis Neuss hat dem Altersheim „Senioren-Wohnpark Meerbusch“ strenge Auflagen erteilt, nachdem erhebliche Mängel festgestellt worden waren. „Das betrifft die pflegerische Versorgung und personelle Voraussetzungen“, sagte Landratsvertreter Jürgen Steinmetz gestern. Im August habe die kommunale Heimaufsicht bei einer routinemäßigen Kontrolle Mängel festgestellt, gleichzeitig habe es Beschwerden von Bewohnern gegeben. „Wir arbeiten gemeinsam an einer Verbesserung der Situation.“

Erst kürzlich hat in Krefeld ein Pfleger (61) schwere Vorwürfe gegen das Altenheim St. Josef erhoben: Die Heimleitung soll den Tod von 15 Bewohnern „zumindest fahrlässig“ herbeigeführt haben. Es sind zwei Fälle, die die Menschen in der Region bewegen. Wie steht es um die Qualität in Seniorenheimen? Um das zu klären, gibt es in den Kommunen die sogenannten Heimaufsichten. Sie kontrollieren routinemäßig sowie nach Beschwerden.

In Düsseldorf dürfen derzeit aufgrund einer Anordnung der Heimaufsicht vier Heime keine neuen Bewohner aufnehmen, weil sie dort Mängel festgestellt hat. In Wuppertal bezogen sich laut Stadtsprecherin Martina Eckermann viele Beschwerden auf die Hygiene oder den Brandschutz. „Die Pflegekräfte haben zu wenig Zeit“, monierten Bewohner oder deren Angehörige in Solingen. Die Heimaufsichten besprechen die Probleme mit den Heimen, ändert sich nichts, werden Anordnungen erlassen.

„Mängel in der Betreuung und Pflege von Menschen müssen sofort oder kurzfristig behoben werden“, erklärt Roland Buschhausen, Sozialamtsleiter in Düsseldorf. „Wenn in einem Haus die Fachkräftequote unter die Vorgabe, machen wir etwa die Auflage, dass nur noch examinierte Kräfte angestellt werden dürfen“, sagt Eckermann. Generell, so sagt ein Experte, ist der Mangel an Fachkräften Kernproblem: Bundesweite Anbieter zeigten bei Kontrollen Pflegekräfte aus benachbarten Häusern vor, um die Sollstärke zu erreichen.

Trotzdem ist die Zahl der Beschwerden in den Städten verhältnismäßig niedrig. „Das spricht für eine gute Qualität der Pflege“, glaubt Eckermann. Auch die Noten der Medizinischen Dienste der Krankenkassen sind gut, der NRW-Durchschnitt liegt bei 1,2 (www.pflegenoten.de). „Das sagt nicht viel aus“, kritisiert Heike Nordmann von der Verbraucherzentrale NRW.

Viele der Standardfragen beziehen sich nämlich mehr auf die Dokumentation der Pflege als auf die tatsächliche Pflegeleistung. Untersucht werden die Bereiche Pflege, Umgang mit Demenzkranken, Alltagsgestaltung und Verpflegung sowie Hygiene. Aus den Einzelnoten wird eine Gesamtnote ermittelt. „Es werden aber nur ganz wenige Bewohner untersucht. So kann es sein, dass bei problematischen Heimen wie dem in Krefeld keine Mängel festgestellt werden“, sagt Nordmann.

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