Kardinal Ravasi twittert Gottes Wort

Der Kulturbeauftragte des Papstes nutzt den Kurznachrichtendienst, um junge Leute mit religiösen Inhalten zu erreichen.

Rom. Kardinal Gianfranco Ravasi ist ein Vorreiter der katholischen Kirche. Kein Tag vergeht, an dem der Präsident des Päpstlichen Kulturrates nicht sein Nutzerkonto bei Twitter, dem Internetdienst für Kurzbotschaften, füttert. „Fallen ist weder gefährlich noch eine Schande. Liegenbleiben ist beides“ twitterte er im Advent. Es war ein Zitat von Konrad Adenauer, das der Kardinal den rund 5000 Abonnenten seines Twitter-Kontos als Botschaft aus dem Vatikan für die Weihnachtszeit mit auf den Weg gab.

Ende Juni hatte auch Papst Benedikt XVI. einen Tweet, so heißen die Kurznachrichten, verbreitet. „Liebe Freunde, ich habe gerade www.news.va gestartet. Gelobt sei unser Herr Jesus Christus. Mit meinem Gebet und Segen. Benediktus XVI.“, hieß seine Botschaft. Seither übernehmen für den 84-jährigen Papst allerdings Redakteure das Verbreiten von Kurznachrichten. Für Ravasi, der im Umgang mit den Medien zu den profiliertesten Kardinälen zählt, ist das Twittern dagegen Alltag geworden.

Die „knappe und prägnante Sprache“ von Twitter könne auch der religiösen Kommunikation etwas bringen, glaubt der Kardinal. Der 69-Jährige verfolgt ein klares Ziel: Er wolle, dass die Religion auch für die Jugend wichtig bleibe, sagte er immer wieder in Interviews. Mit Twitter könne er die an Fernsehen und Internet gewöhnte Generation besser erreichen. „Ein Kind, das den ganzen Nachmittag vor einem Computerbildschirm verbringt, hat eine andere Art zu kommunizieren als wir. Wir wollen ein Teil dieser minimalen, beinahe schon mikroskopischen Kommunikation der Tweets werden.“

Der Italiener verschickt Bibelzitate ebenso wie Zitate von Schriftstellern wie Mark Twain, manchmal handelt es sich um fromme Botschaften, dann wieder um kleine Aufheiterungen im Alltag. Unter den nahezu 200 Kardinälen in aller Welt ist Ravasi allerdings ein Exot: Nur vereinzelt machen die Purpurträger von dieser Möglichkeit Gebrauch, etwa der Brasilianer Odilo Scherer, der US-Amerikaner Sean Patrick O’Malley, der Italiener Angelo Scola oder der Südafrikaner Wilfrid Fox Napier.

Wer bei den deutschen Kardinälen wie dem Münchner Reinhard Marx, dem Kölner Joachim Meisner oder dem Mainzer Karl Lehmann nach einem persönlichen Twitter-Konto sucht, wird enttäuscht. Keiner von ihnen versendet Kurzbotschaften. Der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat zwar ein Twitter-Konto. Die knapp 500 Abonnenten bekommen von Zollitsch allerdings nur ein freundliches Porträtbild zu sehen, wenn sie schauen wollen, was der Erzbischof gerade so zu verkünden hat. Bei der Zahl der von Zollitsch versandten Kurznachrichten steht noch die Null — Zollitsch hat sich lediglich ein Konto unter seinem Namen gesichert, damit nicht ein Scherzbold in seinem Namen twittert.

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