Keine heiße Spur von Autobahn-Attentäter - BKA erhöht Fahndungsdruck

Wiesbaden (dpa) - Kein Motiv, kein Täter, keine heiße Spur - nach mehreren hundert Anschlägen auf Autotransporter erhöhen die Ermittler nun den Fahndungsdruck auf den mysteriösen Lkw-Schützen.

Denn bislang hat die Polizei nur wenig Hinweise auf den Unbekannten, der seit mehreren Jahren auch in Hessen und Rheinland-Pfalz für Angst und Schrecken auf den Autobahnen sorgt. „Bis heute haben wir keinen konkreten Hinweis auf den oder die Täter“, räumte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Jörg Ziercke, am Dienstag in Wiesbaden ein. Auch die Motive des Schützen seien völlig unklar. „Wir benötigen die Hilfe von Lkw-Fahrern, Betroffenen und Bürgern“, sagte Ziercke. „Wir müssen diese Tatserie stoppen, bevor Schlimmeres passiert!“

Tatort sind verschiedene Autobahnen: Seit 2008 wurden in mehreren Bundesländern Lastwagen beschossen, mehr als 700 Mal soll der unbekannte Schütze bereits abgedrückt haben. „Bis Ende 2008 registrierten wir insgesamt neun Beschüsse, Anfang 2009 stiegen die Fallzahlen jedoch deutlich an“, sagte Ziercke auch laut Mitteilung des BKA. Dabei wurde eine Frau durch einen Schuss schwer verletzt, ihr Auto kam von der Straße ab und prallte gegen die Mittelleitplanke. „Bei insgesamt mittlerweile über 700 Beschüssen können wir von Glück reden, dass nicht mehr Personenschäden zu verzeichnen sind“, sagte Ziercke.

Das BKA listet unter anderem die A3 von Bayern bis Nordrhein-Westfalen auf, die A5 zwischen dem hessischen Kirchheim und dem Autobahnkreuz Karlsruhe oder die A61 zwischen dem Autobahnkreuz Kerpen (Nordrhein-Westfalen) und dem Autobahndreieck Nahetal in Rheinland-Pfalz. Deshalb sehen die Ermittler die Anschlagsserie auch als bundesweites Problem.

Auch im Ausland hinterlässt der Schütze seine Spuren, vor allem in Belgien. Bis heute wurden dort 14 Anschläge registriert. Auch aus Frankreich und Österreich werden Fälle gemeldet. Allerdings sei dabei davon auszugehen, dass die Schüsse auf die Autos vermutlich schon in Deutschland abgegeben wurden.

Die Gefahr nehme zu, warnen die Fahnder. Denn seit Mai oder Juni dieses Jahr benutzt der Täter Munition mit größerem Kaliber. „Die Gefährdung hat sich eindeutig erhöht“, sagte BKA-Chef Ziercke.

Die Schüsse sollen nach den bisherigen Ermittlungen nicht vom Straßenrand oder der Böschung heraus abgefeuert worden sein, das würde den ballistischen Auswertungen widersprechen. Daher könne der Täter ein Lkw-Fahrer sein, der von seinem Führerhaus und während der Fahrt anlegt und auf den Gegenverkehr schießt. Er ziele dabei meist auf Fahrzeuge, die auf Lastwagen transportiert würden, in einigen Fällen aber auch auf die Zugmaschinen, teilten die Ermittler um BKA-Chef Ziercke mit. „Nach unseren Erkenntnissen schießt der Täter nicht gezielt auf Menschen“, teilte das BKA mit.

Der Schütze beschädigte aber nicht nur Fahrzeuge: Ende 2009 wurde eine 40-jährige Frau bei Würzburg in ihrem Auto am Hals getroffen und schwer verletzt. Das sei vermutlich nicht beabsichtigt gewesen, erklärten die Ermittler.

Neben der Staatsanwaltschaft in Würzburg wird wegen einer anderen Tat auch in Koblenz ermittelt. „Wir schließen bedingten Tötungsvorsatz nicht aus“, sagte der dortige leitende Oberstaatsanwalt Harald Kruse. Gesteuert wird die Fahndung nach dem unheimlichen Lkw-Schützen seit Mitte Oktober von der „Besonderen Aufbauorganisation (BAO) Transporter“, an der Beamte des BKA und der Polizei beteiligt sind.

Unter anderem sollte ein präparierter Lkw die Ermittler auf die Spur des Schützen bringen: der „Lockvogel“, der auf Autobahnen eingesetzt wurde, brachte allerdings keinen Erfolg. Ein Problem auf der Suche nach dem Autobahn-Attentäter: Weil die Einschusslöcher meist erst beim Abladen der Wagen gefunden wurden, lässt sich kaum ermitteln, an welchem Ort die Schüsse abgegeben wurden.

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