Termine beim Arzt: „Kommen Sie im nächsten Monat“

Für gesetzlich und privat Versicherte gibt es sehr unterschiedliche Wartezeiten beim Arzt.

Termine beim Arzt: „Kommen Sie im nächsten Monat“
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Düsseldorf. „Guten Tag, ich bin privat versichert und hätte gern einen Termin.“ 405 Testanrufe in nordrhein-westfälischen Arztpraxen wurden im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion mit diesem Satz eröffnet. Und in kurzem Abstand kam dann ein weiterer Testanruf, bei dem das „privat versichert“ durch „gesetzlich versichert“ ersetzt wurde. Falls es Nachfragen seitens des Praxispersonals gab, wurden von den Testanrufern standardisierte Antworten gegeben, so dass beide Versicherungstypen aus dem Blickwinkel des Praxispersonals mit dem gleichen Problem angerufen hatten. Etwa beim Augenarzt mit dem Hinweis auf eine nachlassende Sehkraft oder beim Internisten mit der Klage über Magenprobleme. In der Regel, so die Tester, habe es aber gar keine Nachfragen seitens des Personals gegeben — außer bei Radiologen und Kardiologen.

Ein Anrufer, der sich in Wuppertal als Privatpatient ausgab, hatte seinen Termin im Durchschnitt nach vier Tagen, der gesetzlich Versicherte sollte 25 Tage warten. In Düsseldorf liegt das Verhältnis bei sechs zu 23.

Dass ein Anrufer, der sich als gesetzlich Versicherter ausgab, im Landesdurchschnitt 20 Tage länger auf einen Termin beim Arzt warten muss — wobei das Problem bei bestimmten Fachrichtungen besonders groß ist (s. Grafik) —, hat für die Grünen als Initiator der Erhebung wirtschaftliche Gründe: Unterschiedlich lange Wartezeiten entstünden aufgrund der Honorarunterschiede zwischen gesetzlicher und privater Krankenversicherung. Für die Behandlung eines Privatpatienten bekomme ein Arzt im Durchschnitt das 2,5-Fache. Deswegen sei es finanziell lukrativ, möglichst viele Privatpatienten zu behandeln. Damit dies gelingt, bekämen sie schneller einen Termin und genössen häufig weitere Servicevorteile in der Arztpraxis.

Andreas Gassen, Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, verweist indes auf eine Patientenbefragung zum Thema Wartezeiten. Hier zeige sich keine große Veränderung gegenüber früheren Erhebungen. Allerdings habe die Anzahl derjenigen leicht zugenommen, die länger als drei Tage auf ihren Termin warten mussten. Ihr Anteil sei von 32 Prozent im Jahr 2013 auf nun 37 Prozent gestiegen. Die Dauer der Wartezeit variiere stark zwischen den einzelnen Arztgruppen. Insbesondere bei Urologen, Frauenärzten und Hautärzten müssen die Versicherten oft länger warten.

Gassen sagt aber auch: „Wenn es um schnelle Termine in den Praxen geht, tragen sowohl die niedergelassenen Ärzte als auch die Patienten gleichermaßen Verantwortung.“ Ärzte müssten sich auf die Termintreue ihrer Patienten verlassen. Es gebe eine zunehmende Tendenz, dass Termine gar nicht oder sehr kurzfristig abgesagt werden. Gassen: Eine Gesetzesvorlage, die nur Ärzte weiter in die Pflicht nehmen wolle, sei unangemessen.

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