Krefelder Zoo: Endlich wieder Känguru-Nachwuchs

Mit einem Schlag vernichtete eine freigelassene Gepardin im November 2002 die erfolgreiche Känguru-Zucht. Jetzt gibt es erstmals wieder Nachwuchs im Gehege.

<strong>Krefeld. Zwei Grad über Null. Gefühlte Temperatur: Deutlich unter Null. Fotografen und Kameraleute haben im Krefelder Zoo einen etwa acht Meter entfernten Beutel im Visier - den von Kylie, einem fünf Jahre alten Känguru-Weibchen. Darin steckt ein süßer Winzling mit langen Ohren. Doch nur einmal lässt sich der vorletzte Woche geborene Zwerg kurz sehen. Das reicht für die Bilder. Welche Temperatur mag Kylies Baby gefühlt haben? Es zieht sich in den warmen Beutel zurück. Und da bleibt es. Die Freude über den Nachwuchs bei den Grauen Riesenkängurus ist in Krefeld groß. Schließlich hat es fünf Jahre keinen Nachwuchs in der Gruppe gegeben. Der 16. November 2002 war der schwärzeste Tag in der Geschichte des Krefelder Zoos: Unbekannte stiegen zu nächtlicher Stunde über den Zaun auf das Tierparkgelände und öffneten in böser Absicht das Geparden-Gehege.

Die Wildkatze hat im Blutrausch elf Kängurus getötet

Während Kater Urs sich versteckte, ging Gepardin Catherine auf Entdeckungstour. Als sie die Fluchtbewegungen der benachbarten Grauen Riesenkängurus wahrnahm, sprang sie in deren Anlage und richtete ein Blutbad an: Sie tötete zehn der 13 erwachsenen Beuteltiere und zerstörte eine der erfolgreichsten Zuchten (65 Geburten) dieser Tierart in Europa. Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass auch zwei Jungtiere überlebt hatten: Lismore und Kylie. Ein elftes erwachsenes Tier starb später an seinen schweren Verletzungen. Cathrine habe im Blutrausch getötet, vermuten die Experten. In freier Wildbahn hätte sich das Tier völlig anders verhalten. Dort sind Antilopen die bevorzugte Beute der bis zu 120 Stundenkilometer schnellen Geparde. Sie packen sich nur ein Tier und verspeisen es. Sind die Raubtiere erst einmal satt, interessiert sie der Rest der Herde nicht mehr, die ist dann ohnehin schon über alle Berge.

Der Känguru-Junge Lismore machte bundesweit Schlagzeilen

Die damals etwa acht Monate alte Kylie war in Panik aus dem Beutel ihrer tödlich verletzten Mutter in den der schwerverletzten Mathilda geflüchtet - und hatte deren Jungtier Lismore vertrieben. Der wurde später bundesweit bekannt, weil er von Tierpflegerin Christine Osswald daheim von Hand aufgezogen wurde. Längst ist Lismore wieder bei seinen Artgenossen - als einziger sucht er auch den Kontakt zu Menschen.

Herkunft: Graue Riesenkängurus leben auf dem australischen Kontinent und auf Tasmanien. Sie erreichen eine Rumpf-länge von 140 Zentimetern und ein Gewicht von 55 Kilogramm. Die Tragzeit dieser Tiere beträgt nur 36 Tage. Danach genießt der Nachwuchs bis zu neun Monaten den Schutz im mütterlichen Beutel. Die Lebenserwartung liegt bei 20 Jahren.

Ernährung: Rund sechs bis zehn Stunden täglich verbringen die Riesenkängurus mit dem Fressen von Gras, Blättern und Baumrinde, vorwiegend in der Abenddämmerung, der Nacht oder am frühen Morgen.

Fortbewegung: Bei der Nahrungssuche bewegen sie sich auf allen Vieren fort, stützen sich auf die kurzen Vorderbeine und grasen den Boden ab. Bei hohem Tempo hüpfen sie nur mit den Hinterbeinen, der Schwanz dient der Balance. Riesenkängurus können bis zu neun Meter weit und drei Meter hoch springen und eine Geschwindigkeit von mehr als 60 km/h erreichen.

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