Kriegsbeginn: „Licht aus“ für sechs Jahre

Der Überfall auf Polen vor 75 Jahren hatte direkt Folgen für das Rheinland. Es musste verdunkelt werden.

Kriegsbeginn: „Licht aus“ für sechs Jahre
Foto: Archiv

Düsseldorf. Als vor 75 Jahren in Danzig mit dem Beschuss der Westerplatte durch die Deutschen der Zweite Weltkrieg ausbrach, waren die Folgen auch im rund 1000 Kilometer entfernten Rheinland direkt zu spüren — durch den Befehl zur Verdunkelung. Anders als zu Beginn des Ersten Weltkriegs 25 Jahre zuvor, war auch die Bevölkerung in den Großstädten Düsseldorf und Krefeld sowie im Bergischen Städtedreieck dadurch direkt mit drastischen Veränderungen konfrontiert.

Bereits in den Monaten zuvor hatte es immer wieder Luftschutzübungen gegeben, weil das Hitler-Regime im Falle eines Krieges mit Bombenangriffen aus Frankreich und Großbritannien zu rechnen hatte. Am Tag nach der Kriegserklärung gingen dann in der Region die Lichter aus: Ganz praktisch bedeutete dies, dass die Scheinwerfer an Fahrzeugen und Zugfenster in blau übermalt wurden, Wohnungsfenster mussten mit Decken oder Pappe verhangen werden.

Bäume an Straßen erhielten weiße Markierungen, um die Unfallgefahr zu mindern. Hatten Düsseldorf und Wuppertal noch wenige Stunden zuvor prächtig gestrahlt, legte sich nun die Dunkelheit über die Großstädte, auch wenn der Krieg scheinbar weit entfernt war.

Noch kurz zuvor hatte Luftwaffenchef und Hitler-Intimus Hermann Göring getönt, er wolle Meier heißen, wenn auch nur ein feindliches Flugzeug das Reichsgebiet überfliege. Bereits kurz nach Kriegsbeginn war der Spruch als leeres Gerede entlarvt, als in der Nacht zum 3. September 1939 die Rheinprovinz von 19 britischen Flugzeugen überflogen wurde.

Sollten in den folgenden Jahren Tausende Tonnen Bomben abgeworfen werden, so waren es in jener Nacht nur Flugblätter mit einem Aufruf unter dem Titel „Warnung — Großbritannien an das Deutsche Volk“. Es war der vergebliche Versuch, die Menschen darüber aufzuklären, wer der wahre Aggressor in diesem Konflikt war: „Niemals hat eine Regierung ihre Untertanen unter geringerem Vorwand in den Tod geschickt. Dieser Krieg ist gänzlich unnötig.“

Und weiter: „US-Präsident Roosevelt hat euch sowohl Frieden mit Ehren als auch die Aussicht auf materielle Wohlfahrt angeboten. An Stelle dessen hat eure Regierung euch zu dem Massenmord, dem Elend und den Entbehrungen eines Krieges verurteilt, den zu gewinnen sie nicht einmal erhoffen können.“ Auch wenn es ein Teil der Gegenpropaganda war — die Autoren sollten Recht behalten.

Die Verdunkelung half spätestens ab 1940 nur noch wenig. Im Bombenkrieg der folgenden Jahre wurden die meisten Städte in der Region zerstört. Weil Krefeld, Düsseldorf und Wuppertal Industriegebiete hatten, waren sie mehrfach das Ziel schwerer Luftangriffe.

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