Krümel-Verbot am Kolosseum

Von wegen Dolce Vita: Rom hat das Essen und Trinken vor seinen Sehenswürdigkeiten untersagt. Jedenfalls im Sitzen.

Rom. Italien, das Land in dem sympathisches Chaos herrscht: Rote Ampeln gelten wenig, der völlig unübersichtliche Verkehr funktioniert trotzdem. Ein bisschen Verspätung ist immer drin, der Abfall auf den Straßen gehört eben einfach dazu. So sehen viele Italien.

Doch vielerorts herrscht längst deutsche Ordnung — die Anstandsregeln werden strenger. In Rom riskieren Touristen saftige Geldbußen, wenn sie vor dem Kolosseum oder an der Spanischen Treppe ihre Pizza essen — zumindest wenn sie sich dazu hinsetzen.

Vor Monaten startete die Ewige Stadt bereits eine Kampagne für mehr Ordnung rund ums Kolosseum. Die Stadt verbot Auftritte von als Gladiatoren verkleideten Männern, die sich mit Touristen gegen Geld fotografieren ließen. Auch die Souvenirstände sollten rund um Roms Wahrzeichen verbannt werden — was allerdings nicht ganz gelungen ist.

„Im Umfeld der Altstadt von Rom, wo der Zustrom von Touristen, Besuchern und Bürgern groß ist, gibt es Vorkommnisse, die im Widerspruch stehen zu den elementarsten Anstandsregeln“, heißt es nun in der Verlautbarung von Bürgermeister Giovanni Alemanno. Dazu zähle der Konsum von Essen und Getränken auf Stufen der Plätze, an Monumenten und an Brunnen.

Oft würden alle möglichen Brotzeitreste weggeworfen und Getränke verschüttet, was gefährlich sei — wohl wegen der Rutschgefahr. Die Anfang Oktober erlassene Verordnung verbietet speziell, sich beim Essen und Trinken niederzulassen. Im Gehen, so erläutern zumindest städtische Polizeibeamte, sei das Essen weiter erlaubt.

Erstens gebiete es der Anstand, sich nicht kauend zum Picknick vor ein Denkmal zu setzen, und zweitens lasse man sitzend viel leichter Abfall liegen. Ein uneinsichtiger Däne habe gerade 50 Euro aufgebrummt bekommen, sagt eine Beamtin.

Rund um die Sehenswürdigkeiten werden in rauen Mengen Panini und Cola, Pizza und Eis zum Mitnehmen angeboten. „Sollen sie mal lieber gegen die illegalen Händler vorgehen“, schimpft ein Standbesitzer. „Ich zahle Steuern — und die sind nicht mal registriert.“ Der Kampf gegen die fliegenden Händler zeigt freilich kaum sichtbaren Erfolg.

Auch auf dem Petersplatz wird Essen nicht gern gesehen. Dort gelten zwar andere Regeln, denn er gehört zum Vatikan. Doch schließlich sei das ein religiöser Ort, sagt ein Polizeibeamter. Wer seinen Hunger nicht mehr bezwingen kann, soll wenigstens unter die Kolonnaden gehen.

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