Lufthansa-Schule: Anschnallen zum ersten Soloflug

In der Wüste Arizonas verbringen die 300 Pilotenschüler der Lufthansa den spannendsten und schwierigsten Teil ihrer Ausbildung.

Goodyear. Die braun getönte Sonnenbrille steckt lässig im Poloshirt. „Wenn wir schon keine Piloten sind, dann wollen wir wenigstens so aussehen“, sagt Fabian Hoffritz. Der 26-Jährige lacht: Ein bisschen Selbstironie gehört bei seiner Ausbildung dazu. Genau wie die wüstenhaften Temperaturen auf der Landebahn. „40 Grad sind hier ganz normal“, sagt der Flugschüler, bevor er in die Beechcraft F33A klettert.

Hoffritz gehört zu 300 Frauen und Männern, die bei der Lufthansa jedes Jahr eine Pilotenausbildung machen. Ihre viermonatige Praxisphase absolvieren sie in Arizona in den USA. „Hier scheint an 355 Tagen die Sonne“, sagt Flugschulleiter Matthias Kippenberg. „Das bedeutet, dass wir an 355 Tagen auf Sicht fliegen können.“ Das „Lufthansa Flight Training“ geschieht auf einem Regionalflughafen in Goodyear bei Phoenix. In einem von Palmen gesäumten Gebäudekomplex brüten die künftigen Piloten über Flugplänen, Luftraum-Karten und Taschenrechnern — die spannendste und zugleich anstrengendste Zeit ihrer 22-monatigen Ausbildung.

„Ich berechne gerade, wie viel Treibstoff ich für meinen zweiten Solo-Flug brauche“, erzählt Jana Stawarz. Die 21-jährige Hamburgerin ist seit sieben Wochen in Goodyear. Dass nur jeder Zehnte Schüler weiblich sind, stört sie nicht: „Männer sind mir lieber, da gibt es keinen Zickenkrieg.“

Während in der Luft höchste Konzentration gefragt ist, herrscht am Boden Internat-Atmosphäre: Die künftigen Piloten tragen Einheitskluft — blaue Poloshirts und beige Stoffhosen — und essen gemeinsam in der Kantine. Geschlafen wird in Einzelzimmern, ebenfalls auf dem Campus. Zwei Schwimmbäder, vier Tennisplätze, ein Basketballplatz und ein Fitnessstudio sollen dafür sorgen, dass es auch nach Feierabend nicht langweilig wird.

Sogar eine Bar gibt es für die künftigen Kapitäne. In der ist allerdings um Mitternacht Zapfenstreich. „Wir wollen schließlich, dass sich hier alle aufs Lernen konzentrieren“, betont Schulleiter Kippenberg, dessen Karriere ebenfalls in Goodyear begann. Doch so ganz wollen sich die Flieger ihren Spaß nicht nehmen lassen. „Wir haben zusammengelegt und uns ein eigenes Auto gekauft“, erzählt Fabian Hoffritz. „Wenn mal Zeit ist, fahren wir damit durch die Gegend.“ „So viel Stoff in so kurzer Zeit pauken, das ist hart.“

Während der Frühschicht steht Hoffritz um fünf Uhr auf. Eine Stunde später bereitet er das Flugzeug vor, anschließend geht es zum Briefing. „Das Flugtraining dauert dann bis zum Mittag“, sagt der 26-Jährige. Nach der Abschlussbesprechung folgt die Lernphase. „Den Druck macht sich jeder selbst. Wer es bis hierher schafft, möchte die Ausbildung unbedingt durchziehen.“

Durchstarten, abheben, funken und die Instrumente im Auge behalten: „Die größte Hürde ist es, alles gleichzeitig zu erledigen“, sagt Fluglehrer David Howard. Ganz ungefährlich sind die ersten Flugversuche nicht: Vor einiger Zeit durchschlug ein Vogel das Cockpit eines Fliegers — die kaputte Scheibe hängt in der Schulen-Kneipe, der Flug-Novize hat den Crash überlebt.

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