Männer 2015: Auf der Suche nach Stärke

In ihrem Verhältnis zu Frauen lebt die größte Gruppe deutscher Männer in „seelischer Leibeigenschaft“, und es fehlt ihr an Feuer und Leidenschaft, sagt die Männerstudie des Rheingold-Instituts.

Köln. Die größte Gruppe deutscher Männer des Typs „Schoßhund“ kann einem leid tun. Denn die Methode, mit der sie vor lauter Verunsicherung darüber, wann ein Mann ein Mann ist, was Männer überhaupt noch dürfen, was sie sein sollen oder sein wollen, bei Frauen nach Halt und mütterlicher Liebe suchen, führt sie in eine psychologische Privat-Insolvenz. Gerade Männer jenseits der 45 in der dieser Gruppe schwankten im Verhältnis zu Frauen zwischen „Lieb-Kind-Machen“ und Trotz-Anfällen mit kleinen Fluchten. Nicht ohne Grund seien die Deutschen seit 2013 Weltmeister im Abruf von Internet-Pornoseiten, sagt der Psychologe Frank Quiring, Autor der „Männerstudie 2015“ des Kölner Rheingold-Institus: „Die leben in seelischer Leibeigenschaft“.

Quiring schilderte bei der Vorstellung der Studie auf dem jährlichen Rheingold-Kongress in Köln den Fall eines Kölner Internisten, der mit seiner Krefelder Partnerin die Wochenenden wechselweise in Köln und Krefeld verbrachte. Bis die Partnerin sich Katzen anschaffte und erklärte, nun müsse er leider immer zu ihr kommen. Das habe er nie gut gefunden, aber widerspruchslos getan, so Quiring. Das nützte dem Mann erwartungsgemäß wenig: Die Frau lernte in einer Kur einen anderen Mann kennen und betrog ihren „Schoßhund“. Allenfalls neigten die Schoßhunde — immerhin 27 Prozent der deutschen Männer — zu Trotz-Reaktionen. Quiring: „Wie Kinder. Dass macht man ja nur, wenn die Bindung sehr stabil ist.“ Nur entstehe so natürlich kein Respekt, erklärt Quiring: „Es gibt keine Liebe ohne Schuld.“

Die jüngeren Männer der Schoßhund-Gruppe neigten zu einem Verhalten des „pragmatischen Aushandelns“. Dabei komme dann zwar eine Partnerschaft auf Augenhöhe heraus. Die Männer beschrieben diese Partnerschaften aber als eine Art „Bruder und Schwester“-Modell, dem es an Feuer fehle. Die Schoßhunde der Altergruppe 28 plus hätten akzeptiert, dass Frauen einfach besser sind. Ihr Problem: Die Beziehungen funktionieren, aber sie bedeuten nichts. Quiring: „Diese Männer haben ein Männlichkeits- und ein Leidenschaftsproblem.“

Was die meisten Männer eine, sei eine Sehnsucht nach einem stärkeren Männerbild: „Sie wollen raus aus der Symbiose mit Frauen.“ Sie wollen nicht zurück in alte Rollen-Klischees, strebten eher Berührbarkeit als Rigidität an. Aber eben insgesamt Markanz statt Anpassung. Was sie ablehnen: Glätte. Quiring: „Sie suchen ein lieber unperfektes, aber authentisches Selbstbild.“ Was die Forscher überraschte: Ein Typus, mit dem Männer sich besonders gut identifizieren können, ist Georg Cloney. Er repräsentiert die Gruppe der „Souveränen“, die 13 Prozent der Männer ausmacht: Angekommen, aufmerksam, aber bei sich selbst.

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