Mehr tödliche Motorrad-Unfälle

Verkehr: Minister Wolf spricht von „Besorgnis erregender“ Entwicklung auf den NRW-Straßen.

Düsseldorf. An den sonnigen Februartagen waren bereits viele nordrhein-westfälische Motorradfahrer unterwegs - mit ihren blank geputzten Maschinen, die nach der Winterpause aus der Garage ins Freie durften. Doch das beliebte Freizeitvergnügen hat eine Schattenseite. Die Zahl der bei Verkehrsunfällen getöteten Motorradfahrer ist im vergangenen Jahr deutlich gestiegen, wie Landesinnenminister Ingo Wolf (FDP) gestern bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik 2007 in Düsseldorf bekanntgab. Wolf sprach auch von einer "Besorgnis erregenden" Entwicklung und warnte: "Das Risiko, im Straßenverkehr getötet zu werden, ist für einen Motorradfahrer 18 Mal höher als für einen Autofahrer."

Laut Polizeistatistik kamen 2007 bei Unfällen 125 Kradfahrer ums Leben - das waren zehn mehr als 2006, ein Anstieg um fast neun Prozent. Die Zahl der Verletzten kletterte um 360 auf fast 4900 (plus acht Prozent). Die meisten schweren Biker-Unfälle passierten dabei auf den Landstraßen in NRW. Insgesamt stieg nach jahrelangem Rückgang die Zahl der tödlichen Unfälle im Straßenverkehr wieder leicht an: Im vergangenen Jahr starben 732 Menschen auf den Straßen des Landes, vier mehr als 2006. Rund 84800 Menschen wurden verletzt und damit fast 3300 mehr als im Jahr zuvor (plus vier Prozent).

Den Anstieg bei den Motorradfahrern führt der Minister auch auf den Klimawandel zurück. Die Saison beginne deutlich früher, und gerade zu Beginn der wärmeren Zeit häuften sich die Unfälle. So starben allein am sonnigen zweiten Februarwochenende dieses Jahres sechs Biker auf nordrhein-westfälischen Straßen.

Wolfgang Blindenbacher, Verkehrsreferent im Düsseldorfer Innenministerium, rät daher allen Bikern, insbesondere zu Beginn der Saison zurückhaltend zu fahren und sich zunächst an das PS-starke Zweirad zu gewöhnen. Zudem sollte ein spezielles Fahr- und Sicherheitstraining absolviert werden, das unter anderem von Automobilclubs und Verkehrswachten angeboten wird: "Das gilt vor allem für Fahranfänger und ältere Wiedereinsteiger, die sich nach langer Pause auf ein Krad setzen." Diese hätten zunächst das Gefühl, wieder alles im Griff zu haben, überschätzten dann aber ihre Reaktionsmöglichkeiten in gefährlichen Situationen.

Unfälle Die nordrhein-westfälische Polizei hat im vergangenen Jahr rund 572400 Unfälle aufgenommen und damit etwa drei Prozent mehr als noch im Jahr zuvor. Davon waren allerdings rund zwei Drittel so genannte Bagatellunfälle.

Verkehrstote Die Zahl der Verkehrstoten stieg zwar erstmals wieder leicht an - bleibt aber auf einem historisch niedrigen Niveau. Zum Vergleich: 1964, dem Jahr mit den meisten Verkehrstoten in NRW, kamen im Schnitt pro Tag 13 Menschen auf den NRW-Straßen ums Leben. 2007 waren es zwei. Und:Während sich die Anzahl der Fahrzeuge seit 1970 fast verfünffachte, ging die Zahl der Verkehrstoten im selben Zeitraum um 84Prozent zurück. 2007 starben bei Unfällen 325 Autofahrer oder Beifahrer (2006: 323), 74 Radfahrer (86) sowie 140 Fußgänger (130).

Kinder Die Zahl der bei Unfällen getöteten Kinder sank im vergangenen Jahr von 24 auf 17 und damit auf den bislang niedrigsten Wert. Die Zahl der verletzten Kinder stieg dagegen um 43 auf 8441.

Junge Fahrer Der Rückgang der vergangenen Jahre bei den Verletzten und Toten unter den jungen Fahrern (18 bis 24 Jahre) setzte sich nicht fort. Die Zahl der Verkehrstoten stieg um 15 auf 136 (plus 12,4Prozent). Die Zahl der Verletzten kletterte um 588 auf 15061 (plus 4,1 Prozent). Fast ein Fünftel aller schwereren Unfälle wurde zudem von den jungen Fahrern verursacht.

17-jährige Fahrer Im vergangenen Jahr nahmen rund 65000 Jugendliche am Modellprojekt des sogenannten Begleiteten Fahrens mit 17 teil. Von ihnen waren 94 an Verkehrsunfällen beteiligt (plus 26), 56 (plus 16) dieser Unfälle wurden von 17-Jährigen verursacht. Damit sei die Unfallstatistik der jungen Fahranfänger nach wie vor "unauffällig", die Ergebnisse des Modells insgesamt positiv.

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