Modellversuch in NRW-Gefängnissen: Rosa Zelle für schwere Jungs

Mit zarten Pastelltönen sollen aggressive Häftlinge in einem gesonderten Raum beruhigt werden.

Düsseldorf. Hinter den Gefängnismauern beginnt eine neue Welt: Mörder, Drogendealer, aber auch kleine Betrüger und Gewohnheitseinbrecher im Seniorenalter sind alle auf engstem Raum zusammengesperrt.

Das bedeutet Stress, Ablenkung ist selten. Manch hartem Jungen gehen da schon einmal die Nerven durch. In den Gefängnissen von Dortmund und Hagen finden die sich ganz unvermutet in einer fast anthroposophischen Umgebung wieder: in einer rosafarbenen Zelle. Das verträgt nicht jeder.

Seit Jahresbeginn gibt es in den beiden Justizvollzugsanstalten einen Modellversuch. Die „besonders gesicherten Hafträume“ — jedes Gefängnis verfügt über einen solchen — wurden hier in dem zarten Pastellton gestrichen.

Die Idee habe man aus der Schweiz abgekupfert, aber auch in den USA habe man sehr gute Erfahrungen damit gemacht, räumt Peter Marchlewski, Pressesprecher im NRW-Justizministerium, freimütig ein.

Der gewagte Farbton habe dort seinen Zweck erfüllt — beruhigen. In die rosafarbenen Zellen werden akut aggressive Knackis eingesperrt. Und siehe da: Der Farbton „Cool down Pink“ (zu deutsch: „Beruhig-Dich-Rosa“) habe in dem meisten Fälle seine Wirkung entfaltet.

Zumal in diesen Akut-Zellen sowohl bei den Eidgenossen wie auch in Dortmund und Hagen nichts von der Farbe ablenkt: Ein mit Aluminium eingefasstes Loch in der Ecke für die Notdurft, eine Rollmatte zum Schlafen — das war’s.

„Die Häftlinge bleiben meist nur einige Stunden in dieser Zelle, höchstens für einen Tag“, sagt Marchlewski. Bei einem Gefangenen hat die Farbe augenscheinlich nichts genutzt. Er hat kurzerhand einen Socken in den Abort gestopft und mit dem Schmutzwasser die Wände verziert.

„Die Anstaltsleiterin hat versichert, das wäre auch in einer Zelle mit weißen Wänden passiert. Der Mann leidet unter psychischen Störungen“, so Marchlewski.

Auf maximal ein Jahr sei das Pilotprojekt angelegt, heißt es im Justizministerium. Noch sei es viel zu früh, ein Zwischenfazit zu ziehen. Dabei sei der Anstrich vom Anstaltsarzt eher lakonisch kommentiert worden: Schadet nichts, nutzt aber auch nichts.

Die CDU wiederum will nun von Justizminister Thomas Kutschaty (SPD) vor allem eines wissen: „Hält das Ministerium die farbliche Gestaltung von Hafträumen für ein dringendes Problem im NRW-Strafvollzug?“, fragt Landtags-Fraktionsvize Peter Biesenbach.

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