Mögliches Opfer von Strauss-Kahn: „Gott möge ihn strafen!“

New York (dpa) - Die Frau, die dem ehemaligen IWF-Chef Dominique Strauss-Kahn versuchte Vergewaltigung vorwirft, geht erstmals an die Öffentlichkeit. Nach mehr als zwei Monaten Schweigen gab das Zimmermädchen Nafissatou Diallo dem Magazin „Newsweek“ und dem Fernsehsender ABC am Sonntag Interviews.

Die 32-Jährige blieb dabei, dass der damalige Chef des Internationalen Währungsfonds (IWF) sie angegriffen und zum Oralsex gezwungen habe. Er habe „wie ein verrückter Mann auf mich gewirkt“. Sie wolle ihn, „den Gott strafen“ möge, im Gefängnis sehen.

Strauss-Kahn war wegen der Vorwürfe kurz vor dem Start eines Fluges nach Paris noch in der Maschine verhaftet worden. Er saß sieben Wochen in Einzelhaft und in strengstem Hausarrest bis Zweifel an der Glaubwürdigkeit Diallos aufkamen. Seit drei Wochen ist DSK - wie er in seiner Heimat genannt wird - wieder auf freiem Fuß, darf die USA aber nicht verlassen.

Die Frau soll mehrfach gelogen und versucht haben, aus dem Vorfall Kapital zu schlagen. So sprach darüber am Telefon mit einem Häftling, von dem sie etwa 100 000 Dollar auf ihrem Konto geparkt haben soll. Diallo hatte sich stets als mittellosen und gottesfürchtigen Flüchtling dargestellt.

Strauss-Kahns Verteidiger bekräftigten diesen Vorwurf. Es habe Sex gegeben, der sei aber einvernehmlich gewesen, und nun versuche sie, da Geld rauszuschlagen. Die Interviews machten das doch deutlich, sagten William Taylor und Benjamin Brafman am Sonntag CNN. Diallo sei „die erste Klägerin in der Geschichte, die eine Medienkampagne dirigiert, um die Strafverfolger dazu zu bringen, den Mann anzuklagen, von dem sie Geld will“.

Strauss-Kahn war im Zuge der Affäre von seinem IWF-Posten zurückgetreten. Er galt als aussichtsreicher Kandidat für das sozialistische Lager bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich.

In den Interviews erzählte das Zimmermädchen seine Version der Geschehnisse. „Ich hatte solche Angst“, sagte die im westafrikanischen Guinea geborene Frau, die weder lesen noch schreiben könne, dem Magazin. Sie habe sich zweimal mit dem Ruf „Housekeeping“ angekündigt und war davon ausgegangen, dass das Hotelzimmer leer sei. Plötzlich habe ein grauhaariger Mann nackt vor ihr gestanden.

Er habe ihr gleich an die Brust gegriffen und die Tür zugeschlagen. Sie habe ihn weggestoßen. „Aber ich wollte ihm nicht wehtun.“ Er habe ihr grob in den Schritt gegriffen. Schließlich habe sie sich befreien können. „Ich rannte. Ich rannte in den Flur. Ich war so durcheinander. Ich hatte so Angst.“

Zu den Zweifeln an ihrer Glaubwürdigkeit sagte sie, ja, einige Freunde hätten sie ausgenutzt. Sie habe einem Zugang zu ihrem Konto gegeben und er habe ihr dafür ein paar gefälschte Designer-Handtaschen geschenkt - „keine besonders guten“. Nach dem Tod ihres Mannes sei sie 2001 in die USA gekommen, jetzt versuche sie, sich und ihre 15-jährige Tochter durchzubringen. In dem Hotel habe sie 25 Dollar die Stunde verdient- ohne die Trinkgelder der Gäste.

„Ich will ihn im Gefängnis sehen“, sagte Diallo. „Ich will, dass er weiß, dass es Orte gibt, an denen ihm seine Macht, sein Geld nichts nützt.“ „Gott möge ihn strafen!“, sagte sie. „Wir sind arm, aber wir sind rein. Ich denke nicht an Geld.“

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