Mordserie an Schwarzen in den USA: Rassismus?

Washington (dpa) - Nach einer Mordserie an Schwarzen im US-Staat Oklahoma prüft die Polizei einen möglichen rassistischen Hintergrund. Den beiden weißen Tatverdächtigen werde zur Last gelegt, bei mehreren Attacken am Osterwochenende in Tulsa drei Afroamerikaner erschossen und zwei weitere verletzt zu haben.

Sie hätten ihre Opfer vermutlich willkürlich ausgewählt. Die 19 und 32 Jahre alten Männer befänden sich in Untersuchungshaft, seien aber noch nicht formell angeklagt worden, bestätigte ein Behördensprecher.

Noch sei es zu früh, um von einem Verbrechen aus Hass gegen Schwarze zu sprechen, hatte Polizeichef Chuck Jordan am Sonntag vor Journalisten gesagt. Eine „logische Theorie“ sei dies aber schon. „Es macht mich krank und wütend“, ergänzte er.

Die Männer sollen ihre Schüsse in der Nacht zum Karfreitag im Umkreis weniger Kilometer abgegeben haben. Alle fünf Opfer seien auf der Straße zu Fuß unterwegs gewesen. Ein Frau im Alter von 49 sowie zwei 54 und 31 Jahre alte Männer starben.

Vermutungen über eine rassistisch motivierte Tat wurden durch einen Eintrag auf der Facebook-Seite des 19 Jahre alten Verdächtigen genährt. Nach Medienberichten schrieb er dort einen Tag vor den Taten, dass sein Vater vor genau zwei Jahren von einem „fucking nigger“ erschossen worden sei. Die Seite ließ sich am Montag nicht mehr abrufen, Aufnahmen der Seite vom Computerbildschirm kursierten aber weiter im Internet.

Der Facebook-Eintrag schilderte danach auch den Selbstmord seiner Freundin. Die Mutter eines gemeinsamen Kleinkindes habe sich vor wenigen Monaten vor seinen Augen umgebracht. Freunde hätten ihn in Kommentaren davor gewarnt, etwas Schlimmes zu unternehmen.

Man müsse zunächst alle Informationen analysieren, zitierte CNN den Oklahoma-Chef der Bundespolizei FBI. Bis dahin könne nicht von einem möglichen Racheakt gesprochen werden.

Es sei unklar, ob die Männer überhaupt mit den Ermittlern sprächen und Hinweise zur Aufklärung gäben, sagte Tulsas Bürgermeister Dewey Bartlett. Offen sei auch, welcher der beiden Verdächtigen, die zusammen in einem Haus gewohnt hätten, die Schüsse tatsächlich abgegeben habe. Die Tatwaffe sei gefunden worden.

Nach den Todesschüssen in Schwarzen-Vierteln der Stadt, die etwa 400 000 Einwohner zählt, hatte die örtliche Polizei mit Unterstützung des FBI und anderer Behörden eine Großfahndung eingeleitet. Den zwei Festgenommenen drohten Mordanklagen, berichtete die Zeitung „Tulsa World“. Ein Richter setzte am Montag die Kaution auf insgesamt gut 18 Millionen Dollar (13,8 Millionen) Euro fest.

Erst vor wenigen Wochen sorgten in den USA tödliche Schüsse auf einen unbewaffneten jungen Schwarzen in Florida für Bestürzung. Der 17-jährige Trayvon Martin wurde im Februar während eines Spaziergangs in Sanford von einem Mitglied einer Bürgerwehr erschossen. Manche Amerikaner beklagen, dass dieser Fall rassistische Hintergründe habe. Der Tod des Jungen führte zu Protesten. Auch US-Präsident Barack Obama äußerte seine Trauer.

Eine Sonderermittlerin der Staatsanwaltschaft entschied am Montag, die Beweise gegen den Tatverdächtigen von Florida, George Zimmerman, nicht durch eine Jury prüfen zu lassen. Das bedeutet nach Angaben eines Rechtsexperten des Fernsehsenders CNN, dass die Anklagebehörde entweder direkt Anklage erheben wird oder den Fall aus Mangel an Beweisen fallenlassen könnte. Zuvor war mit einer Entscheidung über die Einschaltung einer Anklagejury für Dienstag gerechnet worden.

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