Mückenplage: Der Angriff der Blutsauger

Die Menschen in Allrath werden gnadenlos zerstochen. Schuld ist ein Regenbecken.

Grevenbroich. Die Blutsauger sind einfach überall. Sobald die Dämmerung einbricht, schwirren in der Allrather Abendluft tausende und abertausende Mücken umher. Fast wie bei einer biblischen Plage. Seit dem vergangenen Jahr leidet das Grevenbroicher Dörfchen unter einer wahren Insekten-Invasion und auch in diesem Sommer ist es wieder ganz schlimm. Sämtliche Versuche der Stadt, gegen die Attacken der kleinen Biester vorzugehen, sind bisher gescheitert.

Millionen von Mücken durch den milden Winter und die frühe Hitze

Viele Mücken haben den milden Winter überlebt, und in den heißen April-Tagen fanden sie optimale Bedingungen, um sich millionenfach zu vermehren. Ihre Lieblingsbrutstätten legen sie in Seen, Biotopen oder anderen Gewässern an. Wie etwa in einem Regenrückhaltebecken des Erftverbands in der Nähe von Allrath. "Das scheint die Hauptursache für das Problem zu sein", vermutet der städtische Umweltschutzbeauftragte Norbert Wolf. Deswegen bekämpft er dort die Stechinsekten seit ein paar Wochen mit dem Bio-Mittel BTI. Der Stoff schädigt den Darm der Mückenlarven, so dass sie absterben. Während sich mehr als 99 Prozent der Larven auf diese Weise vernichten lassen, sei das Pestizid für andere Tiere und Menschen ungiftig. Die Plagegeister sind grundsätzlich nicht gefährlich. Aber sie nerven. "Wenn wir abends auf der Terrasse sitzen, kommen sie von überall her”, erzählt Helmut Klougt. Er besitzt ein kleines Häuschen mit Garten im mückenverseuchten Dorf. Von mehr als zehn Stichen in nur 15 Minuten berichtet der Allrather. Besuche auf dem Friedhof seien zur Tortur geworden, Gartenarbeit sei überhaupt nicht mehr möglich und so manche Grill-Party habe wegen der Insekten-Angriffe schon abgebrochen werden müssen. Seine Frau Elisabeth hat schon alle Hausmittelchen ausprobiert, wie etwa Tomatenstauden und Weihrauch-Pflanzen auf der Terrasse - aber nichts hilft. Seit dem Einsatz des Pestizids sind es zwar ein paar Mücken weniger geworden, aber eine wirkliche Verbesserung sehen die Klougts nicht. Das kann Norbert Wolf bestätigen. Tests im Rückhaltebecken haben gezeigt, dass nahezu alle Larven vernichtet wurden, das BTI-Mittel funktioniert also. Aber trotzdem surren noch immer unzählige Mücken durch die Luft. "Wir können uns nicht erklären, weshalb die Mücken trotz des Mittels noch auftreten”, sagt der Umweltschutzbeauftragte. Er vermutet, dass es an weiteren Mückenarten liegt. Denn BTI bekämpft nur die gemeine Hausmücke.

Mit einer neue Falle sollen die Plagegeister angelockt werden

Aus diesem Grund wird jetzt eine spezielle Mückenfalle angeschafft. Mit Licht und einem Lockstoff zieht sie die Insekten ins Innere, wo sie in einer Box gefangen werden. "Dann können wir genau untersuchen, mit welcher Spezies wir es hier zu tun haben.” Aber er gibt zu bedenken: "Wir doktern derzeit nur an den Symptomen und gehen nicht an die Ursachen.”

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