Niederrheinisches Bergwerk: Wo das Innere der Erde salzig ist

Im niederrheinischen Bergwerk Borth wird in 740 Metern Tiefe Salz gefördert. Besucher dürfen selten unter Tage — wir waren vor Ort.

Niederrheinisches Bergwerk: Wo das Innere der Erde salzig ist
Foto: Henkel

Borth. Grubenleiter Norbert Dierkes schaut ernst in die Runde. „Bevor es runter geht, erkläre ich Ihnen erst einmal das SSK 90, also den Sauerstoffselbstretter“, sagt der 59-Jährige. Das Beatmungsgerät soll im Notfall die Luftversorgung garantieren (siehe Kasten). Danach dürfen die drei Besucher, alle mit weißen Werksanzügen und Helmen bekleidet, in den Förderkorb steigen. „Damit kann man elf Tonnen in die Tiefe bringen“, sagt Dierks, der schon seit 30 Jahren im Geschäft ist. Sofort rauscht das Gefährt ins Erdinnere, zwölf Meter pro Sekunde. In 740 Meter Tiefe stoppt es und gibt den Blick auf die weiße Pracht frei — auf einen der Schächte des Salzbergwerkes Borth am Niederrhein. Von dort geht es mit dem Geländewagen weiter. Der Schacht ist 20 Meter breit und 20 Meter hoch, die Straße besteht aus purem Salz. „Auch hier unten müssen wir die Strecke pflegen, dafür wird der Weg gefräst und danach mit Wasser übergossen“, sagt Dierkes.

Niederrheinisches Bergwerk: Wo das Innere der Erde salzig ist
Foto: T. Henkel

Besonders wichtig ist die Deckensicherung. Jeder Quadratmeter wird mit sogenannten Ankern stabilisiert, die die Salzschichten verbinden. Damit die Bergarbeiter— 100 sind in Borth beschäftigt — beschädigte Geräte nicht nach oben befördern müssen, gibt es drei Werkstätten.

Niederrheinisches Bergwerk: Wo das Innere der Erde salzig ist
Foto: t. Henkel

Zudem finden sich entlang der Strecke in unregelmäßigen Abständen kleine Ausbuchtungen. Dort sind Chemietoiletten aufgestellt. „Hygiene ist bei uns besonders wichtig“, sagt der Grubenleiter. Schließlich spiele die Reinheit des Produktes eine wichtige Rolle.

Den ersten Halt macht die Besuchergruppe bei einem riesigen Bohrer. „Wir stehen direkt unter der Ortschaft Menzeln-Ost“, erklärt der 59-Jährige. Mit dem Gerät werden Löcher in die Decke des komplett aus Salz bestehenden Stollen gebohrt und die Anker platziert. Es staubt kräftig, das feine Salz verteilt sich überall, und die Lippen schmecken salzig. Weiter geht es durch die stockfinsteren Tunnel. Das Thermometer zeigt mittlerweile 33 Grad an. Begegnet man einem anderen Fahrzeug, ruft man sich den traditionellen Bergmannsgruß „Glück auf“ zu.

Nun bekommen die Besucher einen Einblick in die Salzförderung. Der Rohstoff wird mittels Sprengungen gewonnen. So werden in die Mitte des Stoßes (Bergmannssprache für Wand) drei große Löcher gebohrt, darum herum 75 weitere. Dort wird dann der Sprengstoff platziert. „Am Schichtende, wenn alle Mitarbeiter oben sind, wird dann gesprengt“, so der Grubenleiter. Das könne man sogar über der Erde spüren. „Das hört sich an wie ein Grummeln“, so der 59-Jährige. Das Hauptabbaugebiet befindet sich unter der Bisslicher Insel, kurz vor Xanten.

Die nächste Schicht beginnt dann mit dem Abtransport des Rohstoffes. Ein großer Lader, dessen Schaufel 20 Tonnen Salz fasst, kippt ihn in einen Zerkleinerer, dann wird er auf einem Förderband zu großen Behältern transportiert. Dort wir er zwischengelagert. Dann geht es in andere großen Gefäßen an die Oberfläche. Dort muss das Salz nur noch zerkleinert werden und kann dann je nach Qualität an den entsprechenden Abnehmer weitergeleitet werden. Für die drei Besucher ist nach einer 25 Kilometer-Fahrt der Aufenthalt unter Tage beendet. Mit dem Förderkorb geht es nach dem ungewöhnlichen Erlebnis an die Oberfläche. Und selbst so ein alter Hase wie Dierkes ist jedes Mal wieder begeistert. „Man weiß nie, auf was man dort unten stößt. Der Bergmann sagt: Vor der Hacke ist es düster“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort