Pause in der Uni nur noch mit Parkscheibe

Arbeitsplätze in Bibliotheken sind rar. In Münster sorgt ein neues System für Ordnung.

Münster. Jeder kennt das Problem aus dem Strandurlaub. Frühaufsteher hängen Handtücher über Liegen, markieren ihr Revier und verschwinden für Stunden. Diese Unsitte macht sich auch immer mehr in deutschen Uni-Büchereien breit. Dann verbarrikadieren statt Handtüchern aber Bücher die Tische.

Denn es gibt nicht genug Platz für alle. Beispiel Münster: Gerade in Klausur-Wochen reichen die 550 Arbeitsplätze nicht aus. "In Spitzenzeiten kommen täglich rund 4.000 Nutzer in die Bibliothek", sagt Dezernatsleiter Burkard Rosenberger.

Recht häufig kommt es dann vor, dass sich Studenten am Morgen einen der Plätze sichern, ihn mit Büchern blockieren und für Stunden verschwinden. Sie besuchten Vorlesungen und Seminare oder gingen mit Kommilitonen in die Mensa, sagt der Büchereichef. Damit soll jetzt Schluss sein: Mit speziellen Parkscheiben will die Uni-Bibliothek für Ordnung sorgen. "Bereits seit Juni sind die Pausenscheiben, wie wir sie nennen, im Einsatz." Seitdem erhalte die Bibliothek deutlich weniger Beschwerden über Platzmangel, sagt Rosenberger.

Auf die Idee, Pausenscheiben einzuführen, stieß Rosenberger bereits vor zwei Jahren: Die Uni Mannheim hatte das Konzept vorgestellt. Der Bibliotheksleiter war so begeistert, dass er die Scheiben nach dem Umbau der Uni-Bibliothek in Münster einführte. "Wir wollen nicht erziehen, sondern die Studierenden auf das Platzproblem aufmerksam machen und sie zu fairem Verhalten auffordern."

Doch es gibt auch skeptische Stimmen. "Das Problem des Platzmangels ist damit ja nicht behoben", bemängelt die Pädagogik-Studentin Betty Schulz, die derzeit jeden Tag in der Uni-Bücherei an ihrer Abschlussarbeit schreibt. Johanna Jost, die die Bibliothek ebenfalls regelmäßig nutzt, stimmt ihr zu: "Beste Lösung wäre ein weiterer Anbau."

Denn nach der Erfahrung der beiden jungen Frauen werden die Pausenscheiben noch nicht von allen eingesetzt. Dennoch würden die roten Scheiben daran erinnern, dass es unfair sei, Plätze länger als nötig zu versperren.

Jurastudent Torben Ellerbrok (21) wünscht sich von den Bibliotheksnutzern ein faires Verhalten: "Meine Kommilitonen und ich räumen unsere Tische immer, wenn wir in die Pause gehen. Das sollten alle machen." Er hofft, dass die Pausenscheiben dazu beitragen.

Die Pausenscheiben scheinen ein neuer Trend zu werden: "Auch andere Bibliotheken ziehen nach", sagt Rosenberger. In der Universitäts- und Landesbibliothek Münster seien nicht nur aus ganz Deutschland, sondern auch aus der Schweiz Anfragen bezüglich des Konzeptes eingegangen. Das unfaire Blockieren von Arbeitsplätzen in Bibliotheken könnte vielleicht bald der Vergangenheit angehören.

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