Hilfe nach Erdbebenkatastrophe Polizei in Nepal listet 112 Ausländer als vermisst auf

Kathmandu (dpa) - In Nepal werden nach dem verheerenden Erdbeben nach neuen Angaben der Polizei 112 Ausländer vermisst, darunter sieben Deutsche. Die Ermittler veröffentlichten eine entsprechende Liste auf ihrer Webseite.

Hilfe nach Erdbebenkatastrophe: Polizei in Nepal listet 112 Ausländer als vermisst auf
Foto: dpa

In der Touristenregion Langtang wurden unter einem riesigen Erdrutsch bis Montag 52 Leichen geborgen, darunter waren sieben Ausländer. Nur zwei von ihnen konnten zunächst identifiziert werden: ein Franzose und ein Inder.

Mehrere Deutsche, die nach der Katastrophe in unwegsamem Gelände festsaßen, wurden am Montag mit einem Hubschrauber ausgeflogen. Das teilte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin mit. Zur genauen Zahl der Betroffenen sowie zum Ort machte er keine Angaben. Die Zahl der Deutschen, die noch vermisst werden, liegt demnach im niedrigen zweistelligen Bereich. „Wir können leider nicht ausschließen, dass sich die Zahl der deutschen Todesopfer in den nächsten Tagen noch erhöhen wird“, sagte der Sprecher. Ein Professor aus Göttingen kam bei der Naturkatastrophe ums Leben.

Bei dem Erdbeben der Stärke 7,8 am 25. April kamen mehr als 7200 Menschen ums Leben. Die Zahl dürfte weiter steigen, sagen die Behörden, weil noch nicht alle Regionen erreicht wurden. Zehntausende Menschen wurden verletzt. Nach Auskunft der Tourismusbehörde waren 57 Ausländer unter den gefundenen Toten.

Ausländische Suchspezialisten würden nicht mehr gebraucht, sagte der Sprecher des nepalesischen Innenministeriums, Laxmi Dhakal: „Wir können das nun allein schaffen.“ Nach seinen Angaben waren gut 4000 Helfer aus 34 Ländern im Einsatz. Am Sonntag waren noch vier Menschen lebend gefunden worden, unter ihnen ein wohl über 100 Jahre alter Mann.

Zehntausende Überlebende und Verletzte warteten in abgelegenen Regionen weiter verzweifelt auf Hilfe. Die Behörden bräuchten dringend mehr Hubschrauber, sagte Dhakal. Zelte und Nahrungsmittel können vielerorts nur aus der Luft abgeworfen werden, weil keine Landeplätze zur Verfügung stehen.

Die nepalesischen Behörden haben nur 13 Hubschrauber. Zu allem Überfluss fiel der größte davon, ein Transporthubschrauber vom Typ Mi-17, mit technischem Schaden aus. „Er ist nicht abgestürzt, die Besatzung ist in Sicherheit“, sagte Armeesprecher Jagadish Chandra Pokharel. Indien helfe dem Nachbarland mit 14 Hubschraubern aus, sagte Dhakal, die USA hätten vier Osprey-Flugzeuge geschickt, die vertikal starten und landen können, und China drei Hubschrauber.

„Aber das reicht noch nicht. Wir brauchen mindestens doppelt oder dreimal so viele, wie wir bislang haben“, sagte der Sprecher. Aus Sorge um die Stabilität der Landebahn dürfen auf dem einzigen internationalen Flughafen des Landes in der Hauptstadt Kathmandu keine größeren Maschinen mehr landen. „Wir können keine Maschinen zulassen, die mehr als 169 Tonnen wiegen“, sagte Dhakal.

Nach Einschätzung der Aktion Deutschland Hilft ist die Lage von einem starken Gegensatz zwischen Stadt und Land gekennzeichnet. „In der Stadt gibt es eigentlich keine Nahrungsengpässe mehr und es übernachtet auch niemand mehr unter freiem Himmel, da ist das Problem nun die Hygiene“, sagte der heimgekehrte Mitarbeiter Andreas Unger am Montag in Bonn. Auf dem Land sei die Situation noch wesentlich ernster.

Die Europäische Kommission erhöhte die finanzielle Unterstützung für Nepal auf 22,6 Millionen Euro. Das kündigte EU-Kommissar Christos Stylianides nach einem Besuch im Krisengebiet an. Einschließlich der Gelder einzelner Mitgliedstaaten habe die EU bereits rund 40 Millionen Euro mobilisiert. Eine Sprecherin der EU-Kommission teilte am Montagabend mit, nach den jüngsten in Brüssel vorliegenden Informationen seien mindestens 13 EU-Bürger bei dem Erdbeben getötet worden, rund 60 würden noch vermisst.

Bei der vor einigen Tagen genannten Zahl von 1000 EU-Bürgern ging es nach Angaben der Behörde nicht nur um Vermisste, sondern zum Beispiel auch um Menschen, die in Sicherheit waren, aber noch Unterstützung brauchten. Diese Zahl der „offenen Konsulatsfälle“ habe sich mittlerweile auf rund 300 verringert, hieß es.

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