Raststätten: Darf’s ein bisschen gesünder sein?

Currywurst mit Pommes war früher. Heute ist an Autobahnen eher leichte Kost gefragt. Hauptsache, es geht fix.

Raststätten: Darf’s ein bisschen gesünder sein?
Foto: Federico Gambarini

Düsseldorf. Am Buffet gibt es indonesischen Hähnchensalat, Dinkelschnitten mit Frischkäse und Carpaccio mit Pfifferlingen. Für ein Bistro in der Innenstadt wäre das nicht ungewöhnlich, an der Autobahn-Raststätte Resser Mark bei Gelsenkirchen ist es überraschend. „Was ist denn mit Currywurst?“, fragt ein Reisender und wendet sich von der gesunden Auslage ab. Am Bratrost winkt schon Köchin Irmchen — natürlich gibt es die Klassiker noch.

Raststätten und Autohöfe bringt man bisher nicht mit kulinarischen Highlights zusammen. „Dabei hat sich viel getan“, sagt Zukunftsforscher Sven Gábor Jánszky vom Leipziger Institut „2b Ahead“. „Früher gab es keine Konkurrenz untereinander.“ Mit dem Wettbewerb um die sauberste Toilette sei der Wandel eingeleitet worden — der sich auf Ambiente und Angebot auswirkt.

Auch der Café-Bar-Trend hat sich an der Autobahn durchgesetzt. „Viele Kaffee-Läden, die wir aus Innenstädten kennen, bieten jetzt auch an Raststätten Stände oder loungeartige Sitzecken an“, sagt Jánszky.

Das Unternehmen Tank und Rast, das in Deutschland 390 Raststätten betreibt, macht seit Jahren einen anhaltenden und immer stärker werdenden Trend zu leichten Gerichten aus, sagt Sprecherin Bettina Schaper. „Die neueste Entwicklung ist die Snackisierung, also Zwischenmahlzeiten wie italienische Panini, die frisch und schnell zubereitet werden.“

Schnell ist das Stichwort, denn wer an Raststätten hält, will nur eins: schnell weg. „Sechs Stunden Recklinghausen-München, das ist das Ziel. Die Kinder haben noch ein Eis gekriegt, jetzt geht’s zurück auf die Bahn“, sagt Michael Wermeckes und winkt seine Familie energisch Richtung Kombi.

Im Schnitt machen deutsche Urlauber 13 bis 15 Minuten Pause — vor 20 Jahren war es noch eine halbe Stunde. „Auch unsere Philosophie ist: Schneller werden“, sagt Herbert Quabach, Geschäftsführer der Vereinigung Deutscher Autohöfe. Fast überall gebe es an das Gasthaus angeschlossene Fast-Food-Ketten. In den Restaurants würden regionale Gerichte angeboten. Quabach: „Eine dralle Bedienung und ein Riesenschnitzel reichen heute nicht mehr aus.“

Dafür zählt das Individuum: „Die Raststätten gehen Richtung Premium-Segment, wo die Preise höher sind, aber die einzelnen Bedürfnisse mehr berücksichtigt werden.“ Heißt konkret: Schon entlang der Bahn wird der Autofahrer laut Jánszkys Zukunftsvision an Schildern erkennen, welche Gäste vor allem erwartet werden. „Es wird Ketten geben, die sich auf Nachhaltigkeit konzentrieren, andere stellen Familienfreundlichkeit in den Vordergrund oder richten sich an Rentner.“

Noch schauen offenbar aber nicht alle Fahrer auf die Werbetafeln der Rasthöfe. Eine Familie aus Schwerte auf dem Weg in den Urlaub, die lieber ihren Namen nicht nennen möchte — „wegen der Einbrecher“ — macht es unterwegs noch wie früher: Getränke und Krautsalat sind an Bord. „Hier ist doch alles bis zu 30 Prozent teurer“, sagt Mutter Antje.

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