Razzia: Aus für die Aachener Rocker

600 Polizisten haben am Donnerstag Bandidos-Clubs aufgelöst. Es ist das erste Verbot in NRW seit zehn Jahren.

Aachen. Die Aktion unterliegt höchster Geheimhaltung. Polizisten, die am Donnerstag in den frühen Morgenstunden zum Einsatz beordert sind, erfahren erst in aller Herrgottsfrühe, worum es geht. Ziel ist das Clubheim der berüchtigten Rocker Bandidos MC Chapter Aachen. Die Hütte steht am Ende eines Feldwegs im Grünen, in Alsdorf nördlich von Aachen.

Insgesamt 600 Polizisten bringen sich in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz in Stellung. Kurz zuvor hat der nordrhein-westfälische Innenminister Ralf Jäger (SPD) die Aachener Bandidos und fünf Unterstützer-Gruppen verboten. Dieses Verbot setzt die Polizei wenig später in einer groß angelegten Razzia um.

Die Beamten durchsuchen ein Vereinsheim und 37 Wohnungen, unter anderem in Köln, Leverkusen, Bonn und Aachen. Laut Innenministerium werden zahlreiche Waffen und Bargeld beschlagnahmt — ebenso wie die Erkennungssymbole der Rocker: Aufnäher und Kutten.

„Das trifft die Clubmitglieder besonders hart. Sie können sich nicht mehr als martialische Organisation in der Öffentlichkeit präsentieren“, sagt Innenminister Jäger. Dass auch fünf Unterstützerclubs aus der Umgebung verboten wurden, solle sicherstellen, dass keiner von ihnen die entstandene Lücke füllt.

Dass es jetzt zu dem Verbot kam, geht auf einen aktuell laufenden Prozess gegen sechs Bandidos zurück, denen unter anderem räuberische Erpressung vorgeworfen wird. Sie sollen versucht haben, in Geilenkirchen die Türsteherszene zu übernehmen — eine der Haupteinnahmequellen der Rocker.

„Der Prozess hat Erkenntnisse geliefert, die vereinsähnliche Struktur des Clubs wurde deutlich“, sagt Wolfgang Beus, Sprecher des NRW-Innenministeriums. Zudem habe man erstmals nachweisen können, dass es in dem Club vornehmlich darum geht, Straftaten zu begehen. Konkret gehe es um Rauschgifthandel, Erpressung, Nötigung und Straftaten im Rotlichtmilieu.

Einen Zusammenhang mit der Massenschlägerei zwischen Hells Angels und Bandidos im Januar in Mönchengladbach gibt es laut Innenministerium nicht. Auch von Wahlkampf-Aktionismus könne keine Rede sein. „Solch ein Verbot macht man nicht mal eben so. Das bereitet man intensiv vor“, sagt Beus.

Die Rocker-Szene steht unter scharfer Beobachtung. Bei 82 Treffen in den vergangenen zwei Jahren wurden Razzien durchgeführt. Dennoch nimmt die Zahl der Regionalclubs zu.

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