Rebeccas Flucht durchs Fenster

Mario B. hält die 17-Jährige tagelang gefangen und missbraucht sie mehrmals. Der Polizei war der vorbestrafte Mann lange bekannt.

Rostock. Rebecca war zur falschen Zeit am falschen Ort — dann erlebte sie ein tagelanges Martyrium. Die 17-Jährige gerät in die Hand eines Gewalttäters, der sich nur Zigaretten kaufen wollte — so schilderte esam Mittwoch die Polizei.

Erst 2011 war der mutmaßliche Täter, ein mehrfach vorbestrafter Mann, aus dem Gefängnis freigekommen. Die Justiz hatte ihn im Blick, schätzte ihn aber nicht als hochgefährlich ein. Am vergangenen Samstag aber verging sich der 28-Jährige an Rebecca, schleppte sie nach Hause, malträtierte und vergewaltigte sie.

Noch sind nicht alle Details von Rebeccas Leiden bekannt, viele Dinge wird die Öffentlichkeit nie erfahren. Sie war am Samstag gegen 2.30 Uhr aus einer Disco im Stadthafen zu einem Freund im nahen Stadtteil Dierkow unterwegs. Da lief sie dem vielfach vorbestraften 28-jährigen Mario B. in die Hände.

Der Mann war schon 1999 aufgefallen: Er war als 14-Jähriger unter anderem wegen Vergewaltigung zu einer zweijährigen Jugendstrafe verurteilt worden. Es folgte Straftat auf Straftat, in seinem jungen Leben war er bereits zehn Jahre im Knast. Erst seit August 2011 ist er auf freiem Fuß und steht unter Führungsaufsicht. „Da hat er sich bislang gut bewährt, eine Ausbildung als Koch absolviert“, sagte Staatsanwalt Andreas Gärtner.

Dann schlägt er erneut zu: Mit dem Fahrrad rempelt er Rebecca an. Mario B. verletzt sie mit einem Messer an der Hand und vergewaltigt sie. Menschen sind nicht in der Nähe, Rebecca hat keine Chance, sich gegen den Mann durchzusetzen. Dann brachte Mario B. die Jugendliche in seine Wohnung, fesselte sie, und schlugt sie immer wieder, mehrmals wird sie vergewaltigt.

Was dann fast vier Tage lang passiert, ist kaum bekannt. Die zwei sprachen miteinander, B. gab Rebecca Essen, sie bekam sogar mit, dass nach ihr gesucht wurde. Gefesselt wurde sie nur, wenn der Mann die Wohnung verließ. Warum Mario B. das am Dienstag nicht tat, ist unbekannt.

Der Druck auf ihn musste riesig gewesen sein. Schließlich sprang Rebecca aus dem Fenster, ein Autofahrer brachte sie zur Polizei. Das Handy des Peinigers wurde geortet, der Mann in der Rostocker Stadtmitte gefasst. Er hatte einen Schlagring dabei, leistete aber keinen Widerstand.

Nach Ansicht des Leiters des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer, hat Rebecca Chancen, diese extreme Geschichte gut zu überstehen. „Die menschliche Psyche verkraftet solche grauenhaften Ereignisse dann gut, wenn die betreffende Person von ihrer Entwicklung Kraft mitbekommen hat.“ Zudem gebe es in Deutschland sehr gute Traumatherapeuten.

Mario B. droht nun für immer hinter Gittern zu verschwinden. „Er ist ein Kandidat für die Sicherungsverwahrung“, meinte Pfeiffer. Ob er therapierbar ist, sei zweifelhaft. Möglicherweise gehöre Mario B. zu denen, die Gewalt brauchen, um sexuelle Befriedigung zu bekommen.

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