Reicher Erbe, armes Leben

Mit 17 wird Milliarden-Erbe John Paul Getty III. entführt. Nach einer Überdosis sitzt er fast 30 Jahre im Rollstuhl — jetzt ist er gestorben.

Düsseldorf. 17 Millionen Dollar Lösegeld fordern die Entführer im Juli 1973 von US-Milliardär John Paul Getty. Sonst werde der Öl-Tycoon seinen Enkel und mutmaßlichen Erben nicht wieder sehen. Dem Alten ist das egal — er weigert sich, die geforderten Millionen rauszurücken.

Erst als die Entführer John Paul Getty III. das rechte Ohr abschneiden und per Brief an eine Zeitung schicken, wird der Chef der Familien-Dynastie weich. Er zahlt schließlich knapp drei Millionen Dollar. Vom Lösegeld und den Entführern fehlte bis Dienstag jede Spur. Fünf Monate befindet sich der milliardenschwere 17-Jährige in Gefangenschaft.

Rainer Langhans, Weggefährte

Der finanzielle Schaden für den Großvater hält sich in Grenzen. Er gilt Ende der 1950er Jahre als reichster Mann der Welt — und lässt sich von seinem freigekommenen Enkel das Lösegeld bis zum letzten Cent zurückzahlen. Angeblich verlangt er auch noch Zinsen. Das starrsinnige Familienoberhaupt (1892 — 1976) vermutet hinter der Entführung die Freunde seines Enkels.

Das sind zu weiten Teilen Hippies, Freunde der Mutter, mit der der Junge in Italien lebt. Drogen gehören dazu, auch für den jungen Getty. Nach seiner Befreiung wendet er sich enttäuscht von der Sippe ab und dem Rauschgift zu. „Er zerbrach an der Kaltherzigkeit seiner Familie“, behauptet Alt-Kommunarde und Dschungelcamper Rainer Langhans laut „Bild“-Zeitung.

Er könnte es wissen, schließlich lebt er in Berlin mit Gisela Getty, die den Milliardärssohn 1973 kurz nach dessen Entführung heiratete. Dem alten Getty passt die Beziehung zu der Deutschen nicht: Er enterbt den vermeintlich missratenenen Enkel.

Dass die Welt der Drogen eine gefährliche ist, bekommt Getty 1981 zu spüren. Nach einer Überdosis erleidet er einen Hirnschlag und sitzt seitdem fast blind im Rollstuhl. Die Familie ist wiederum kein Halt. Erst ein US-Gericht zwingt den Vater, John Paul II., die Arztrechnungen für den Sohn zu bezahlen. Durch den Drogenmissbrauch habe er sich seine Lage schließlich selbst eingebrockt, findet Getty der Zweite.

Am Wochenende stirbt John Paul Getty III. in einer Villa in England. Er ist 54 Jahre alt. Englische Zeitungen zitieren seine Freunde: Der Tod sei eine Erlösung für den unglücklichen Milliardär.

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