Rosenstraße

Berlin(dpa) - In ihrem Kinofilm von 2003 erzählt Margarethe von Trotta („Die bleierne Zeit“, „Jahrestage“) ein Stück vergessener deutscher Geschichte. Mit „Rosenstraße“ (RBB, 22.45 Uhr), zu dem die Regisseurin auch das Drehbuch geschrieben hat, setzt von Trotta mutigen Berlinerinnen ein filmisches Denkmal.

Katja Riemann erhielt für ihre Darstellung der Lena in „Rosenstraße“ beim Filmfestival in Venedig den Coppa Volpi als beste Darstellerin

Im Frühjahr 1943 versammeln sich Frauen in der Rosenstraße in Berlin-Mitte, um gegen die Deportation ihrer jüdischen Ehemänner in Konzentrationslager zu protestieren. Dem friedlichen Widerstand gegen die Nazis schließen sich Hunderte Frauen an, jüdische wie nicht- jüdische. Immer wieder schwenkt die Kamera über die Gesichter der Frauen, die tagelang in der Rosenstraße ausharren.

Es sind graue, eingefallene Gesichter, die von Sorgenfalten durchfurcht sind. Ihre dünnen, abgeschabten Mäntel schützen die Frauen nur wenig vor der Kälte. Unter ihnen ist auch Lena (Katja Riemann), die als „arische“ Frau um ihren jüdischen Ehemann bangt. Trotz ihres eigenen Leids hat sie sich der kleinen Ruth angenommen, deren Mutter von den Nazis gefangen gehalten wird. In ihrer Verzweiflung klammern sich die Beiden an das letzte, was sie haben: die Hoffnung. „Ich will meinen Mann wiederhaben!“, ruft eine Frau, noch mit verhaltener Stimme, den Nazi-Bewachern zu. Mehr und mehr Frauen schließen sich ihrer Forderung an, bis die Gruppe lautstark schreit: „Wir wollen unsere Männer wiederhaben!“ „Erst aus der Kraft der Vielen wird dann diese Art der Demonstration“, sagt von Trotta. „Jede Frau geht für sich und ihre Liebe dort hin.“

Erst allmählich gehe der Ruf vom „ich“ zum „wir“ über. Schließlich geschieht das Unglaubliche: die im ehemaligen Wohlfahrtsamt der jüdischen Gemeinde inhaftierten Angehörigen der Frauen kommen frei. Die Gestapo holt sogar einige bereits nach Auschwitz abtransportierte Gefangene zurück und entlässt sie in die Freiheit. Von Trotta will jedoch mehr, als historische Fakten nachzuerzählen. Ihr Film zeigt Menschen, die bedingungslos lieben und bereit sind, für diese Liebe alles zu tun. Trotta erzählt die dramatische Geschichte mit Rückblenden aus Sicht der im heutigen New York lebenden Hannah (Maria Schrader) und ihrer an der Vergangenheit leidenden Mutter Ruth (Jutta Lampe). Hannah begibt sich auf Spurensuche nach Berlin.

Dort trifft sie die inzwischen alt gewordene Lena, die ihr von der Ereignissen in der Rosenstraße erzählt, in deren Verlauf sie nicht nur ihrem Ehemann, sondern auch der kleinen Ruth das Leben rettete. Anfangs blitzt die Erinnerung bei den Hauptfiguren nur zögerlich auf, dann werden die in einem speziellen blau-grauen Farbton gedrehten Erlebnisse aus den 40-er Jahren immer intensiver und schmerzhafter. Auch den Ton habe sie in den Passagen, die in der Vergangenheit spielen, bewusst als „erinnerten Ton“ gedreht, der sich von den Geräuschen der Gegenwart unterscheidet, sagt Trotta. Die vielschichtigen Rückblicke und wechselnden Perspektiven des mit 135 Minuten sehr langen Films machen es dem Zuschauer manchmal nicht leicht, der Geschichte zu folgen. Auch der Spagat zwischen historischer Genauigkeit und spannender Handlung macht die Erzählung etwas sperrig.

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