Schiffe fischen Hotels Gäste weg

Der Markt in Düsseldorf ist umkämpft. Die Hoteliers ärgern sich über die Konkurrenz.

Düsseldorf. Da ist sie wieder: Die weiße Flotte aus Passagierschiffen samt wehender Sonnenschirmchen auf dem Oberdeck. Kilometerweit säumten sie das Düsseldorfer Rheinufer. Mit dem Ende der weltgrößten Verpackungsmesse Interpack heißt es nun für die Flotte: „Leinen los“. Seit fast 30 Jahren gehen die Schiffe bei großen Messen in Düsseldorf und Köln vor Anker. Weil der Wettbewerb um die Gäste in Düsseldorf härter geworden ist, wird nun Kritik laut an der Gäste-Fischerei.

„Hotelschiffe sind nicht unbedingt nötig“, sagt Rainer Spenke, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) Nordrhein. Doch der Flotten-Vertreter widerspricht: „Es sind nicht genügend Hotels vorhanden“, sagt Klaus Klobes von der Regis Hotelschiff GmbH, die die Kreuzfahrtschiffe für Messen chartert.

„Die Hoteliers sind verärgert“, sagt Rainer Spenke. Selbst am vergangenen Wochenende, als die Interpack und der Eurovision Song Contest lockten, sei etwa jedes vierte Bett unbenutzt geblieben. Das liegt aber auch an der Reservierungspraxis: Viele Unternehmen reservieren vorsichtshalber üppige Kontingente für ihre Mitarbeiter und stornieren regelmäßig einen großen Teil davon.

„Jedes Hotel, egal ob auf dem Wasser oder in der Stadt, ist eine Konkurrenz für uns“, sagt Michael Kain, Geschäftsführer des Steigenberger Parkhotels. Er will die Hotelflotte aber nicht madig machen: Bei großen Events seien die Hotelschiffe notwendig, weil die Stadt dann immer noch zu wenig Betten habe.

Für den Eurovision Song Contest, der in Düsseldorf parallel zur Interpack stattfand, hatte Regis ohnehin keine zusätzlichen Schiffe zur Verfügung stellen können. „Das war einfach zu kurzfristig“, sagt Klobes. Mindestens zwei Jahre im Voraus muss der Veranstalter Hotelschiffe bei den Reedereien chartern.

Die Hotelschiffe sind nahezu ausgebucht. 98 Prozent Auslastung seien notwendig, damit es sich für die Regis lohnt. Besonders zur Medica sei der Andrang riesig. „Es gibt nicht so viele Liegeplätze, wie wir Kabinen verkaufen könnten.“ Ab 204 Euro kostete eine Doppelkabine zur Interpack, ab 280 Euro zur Drupa im kommenden Jahr.

Wilhelm Bahrs ist Hotelmanager auf der Arosa Viva, die derzeit gleich hinter der Messe vor Anker liegt. Er kennt den Ablauf: Auf der Messe würden tagsüber Geschäfte besprochen und abends bei einem Bier auf dem Schiff abgeschlossen. Tagsüber ist das Schiff bis auf die Mitarbeiter menschenleer. „Wenn es abends voll ist, dann geht da die Post ab“, sagt Bahrs.

Bei den Messebesuchern stehen Massagen hoch im Kurs. „Kein Wunder, wenn man den ganzen Tag gestanden hat“, sagt Bahrs. Auch die Arosa Viva wird nun weiterfahren. Nach der Interpack geht es nach Duisburg und anschließend auf eine Kreuzfahrt zur Loreley.

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