Schiffsunfall: Der Rhein hat keine Umleitung

Nach einem Unfall auf dem Rhein stecken mehr als hundert Lastschiffe im Stau fest. Die Bergung der Container dauert an. BILDER vom UNFALL

Köln. Spaziergänger am Kölner Rheinufer reiben sich ungläubig die Augen: Stahl-Kolosse, zum Teil zerbeult und deformiert, ragen bei strahlendem Sonnenschein aus dem Wasser. Nach der Havarie des Containerschiffes "Excelsior" im Kölner Süden am Sonntagnachmittag beginnt die mühsame Bergung von insgesamt 31 Containern, die trotz ihres hohen Gewichts teilweise bis zu zehn Kilometer stromabwärts bis auf die Höhe der Innenstadt getrieben waren. Ein allererstes Aufatmen gibt es rund 24 Stunden nach der Havarie: Drei Kräne heben als ersten Container einen mit 22 Tonnen Kraftstoff-Zusatzstoff gefüllten Gefahrgut-Behälter aus den Fluten.

"Alle 31 Behälter sind geortet", ist die Leiterin des Kölner Wasser- und Schifffahrtsamts, Birgitta Beul, dann am Abend erleichtert. Von den Containern befinden sich 17 in Ufernähe. 14 waren in der Fahrrinne gesunken, darunter ein Gefahrgut-Behälter mit einem Beiz- und Gerbmittel. Wo der sich befindet, ist noch ungeklärt. Derweil warten mehr als 100 Last-Schiffe auf ihre Weiterfahrt. Ausweichmöglichkeiten gibt es nicht. "Umleitungen haben wir, was Wasserstraßen angeht, nun mal keine", sagt Beul.

"Der Tank ist im Laufe der Nacht undicht geworden, und eine kleinere Menge von 10, 20, höchstens 100 Litern ist ausgelaufen", erklärt Feuerwehr-Einsatzleiter Peter Hartl über den geborgenen Container. Das Wasser wäre beim Austritt größerer Mengen verunreinigt worden. Zwei Gefahrgut-Behälter liegen noch im Fluss, einer davon an noch unbekannter Stelle versunken in der Fahrrinne, einer im Uferbereich. Bauchschmerzen bereiten - neben der gesperrten Schifffahrt in Köln - vor allem die 14 versunkenen Container, nach denen fieberhaft mit Spezialgeräten gesucht wird. Auch Hubschrauber und Peilschiffe beteiligen sich an der Suche nach den Riesen.

Das Unglücksschiff liegt einen Tag nach der Havarie rund 50 Meter vom Ufer entfernt im Wasser - und wird sogleich ein beliebtes Fotomotiv für viele Schaulustige. Kreuz und quer stapeln sich mehr als zwei Dutzend Container auf der "Excelsior", die der Neckar-Reederei (Neckarsteinach) gehört.

"Drei Container liegen gleich hier vor uns im Wasser", erklärt Anwohner und Augenzeuge Heinz Wienecke. Nur einer ragt sichtbar in Mitleidenschaft gezogen aus den Fluten, die beiden anderen liegen auf Grund. "Ich wurde durch einen großen Lärm gestern gegen 14 Uhr aufgeschreckt und habe dann gesehen, wie die Container schon den Rhein runter trieben", erzählt Wienecke, dessen Grundstück direkt an die Promenade grenzt. "Ein Wendemanöver - hier, in der Rheinkurve - das ist doch unerklärlich."

September 2000: Ein Party-Schiff mit rund 400 Menschen an Bord fährt bei Köln auf einen Brückenpfeiler. 14 Menschen werden leicht verletzt.

April 2000: Ein manövrierunfähig gewordenes Fahrgastschiff wird bei Wiesbaden von einem niederländischen Tankschiff gerammt. Neun der 140 Passagiere werden leicht verletzt.

Mai 1999: Ein Tankschiff explodiert auf dem Niederrhein bei Dormagen. Zwei Menschen sterben, zehn werden verletzt.

August 1998: Ein Ausflugsschiff stößt zwischen Duisburg und Krefeld mit einem Tanker zusammen. Zehn Menschen werden verletzt.

April 1982: Bei Unkel gerät ein Schiff in Brand. Die Besatzung kann sich mit einem Sprung in den Rhein retten. 63 Container gehen über Bord, 20 davon landen in der Fahrrinne. Der Rhein bleibt sechs Tage lang gesperrt.

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