Schiffsunglück durch Konstruktionsfehler?

Für die beiden vermissten Rheinschiffer gibt es praktisch keine Hoffnung mehr.

St. Goarshausen. Nach dem Schiffsunglück auf dem Rhein bei St. Goarshausen gibt es für die beiden vermissten Besatzungsmitglieder der „Waldhof“ kaum noch Hoffnung. Die Chance für eine Rettung liege „quasi bei Null“, sagte ein Sprecher des Schifffahrtsamtes in Bingen. Bei einer Wassertemperatur von vier Grad hatten ihnen die Retter bereits kurz nach der Havarie kaum Überlebenschancen eingeräumt.

Die Bergung des havarierten Säure-Tankers wird womöglich einen Monat in Anspruch nehmen. „Die gesamte Aktion kann zwischen drei und vier Wochen dauern“, sagte der Mainzer Innenstaatssekretär Roger Lewentz am Freitag an der Unglücksstelle nahe der Loreley. Derzeit wird laut Schifffahrtsamt Bingen geprüft, ob der Schiffsverkehr ab kommender Woche einspurig an der Unfallstelle vorbeigeführt werden kann.

Die mit 2378 Tonnen Schwefelsäure beladene „Waldhof“ war am Donnerstagmorgen bei starker Strömung in Höhe von Sankt Goar aus ungeklärter Ursache gekentert.

Über die Unglücksursache wird derzeit in Schifffahrtskreisen und in Internetforen heftig spekuliert. Als wahrscheinlich gilt ein Konstruktionsfehler, der von der Reederei aus Ersparnisgründen aber nicht behoben worden sei. Die 1993 in den Niederlanden vom Stapel gelaufene „Waldhof“ sei zwar ein modernes Doppelwandschiff, das aber über kein Längsschott verfüge, schreibt ein Forist, der nach eigenen Angaben seit mehr als 30 Jahren das Rheinschifferpatent besitzt und auf Schiffen wie der „Waldhof“ als Schiffsführer fährt.

Seine Erklärung: Durch das fehlende Längsschott habe sich die flüssige Ladung in den drei kurz hintereinander liegenden 90-Grad-Kurven des Rheins (Betteck, Loreley und Bank) hochgeschaukelt. Wörtlich heißt es in dem Beitrag: „Wenn das Schiff also mit (geschätzten) 70-80 cm Krängung zur “Bank“ kommt, der Autopilot zufälligerweise noch mehr nach Steuerbord geht und die Strömung auf die Steuerbordseite trifft, dauert es noch ca. 20 Sekunden, und das Schiff ist gekentert.“

Ein Sprecher der Reederei Lehnkering, in deren Auftrag die „Waldhof“ fährt, verweigerte dazu am Freitag jede Stellungnahme.

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