Shirley MacLaine: „Ich war eine ägyptische Prinzessin“

Mit ihrer gewagten Rollenwahl stieß Shirley MacLaine an Grenzen – und wurde zur Hollywood-Legende. Zu ihrem 75. Geburtstag spricht sie über Liebe, Tod und Wiedergeburt.

WZ: Frau MacLaine, machen Sie sich Gedanken über Ihr Alter?

Shirley MacLaine: Das Leben hat es gut mit mir gemeint, ich bin zufrieden, habe vieles erreicht, auch wenn ich nie nach Ruhm und Anerkennung gestrebt habe. Aber ich spüre mein Alter. Es gibt Dinge, die mich zunehmend beschäftigen: der Sinn des Lebens, der Weg, den ich gehen werde.

MacLaine: Nein. Der Tod ist nur eine Station in unserem Kreislauf.

MacLaine: Dieses ganze Haifischbecken noch einmal durchschwimmen? Niemals! Ich bin froh, dass ich heute mit einer gewissen Gelassenheit und finanziellen Unabhängigkeit mein Leben genießen kann. Endlich habe ich Zeit für meine Interessen, ich brauche nicht mehr jedes Angebot anzunehmen.

Drehen Sie überhaupt noch Filme?

MacLaine: Ja, allerdings muss mich das Drehbuch interessieren und die Besetzung überzeugen. Es ist schwieriger geworden, heute gute Filme zu drehen. Das Publikum hat mehr Auswahlmöglichkeiten, es gibt ein grenzenloses Angebot durchs Internet und die neuen Medien. Das macht es auch so schwierig für die heutigen Stars: Zwei Flops und du bist weg vom Fenster. Früher gab es die großen Namen: Frank Sinatra, Dean Martin, Steve McQueen. Jeder Film wurde automatisch ein Erfolg an der Kasse. Heute gehört ein ganz anderer PR-Rummel dazu.

MacLaine: Ja, ich habe viele Gespräche mit Willy Brandt führen dürfen. Brandt war der Beginn einer neuen Zeit. Ich glaube, dass der Zusammenbruch des Kommunismus sehr stark mit seiner Politik zu tun hatte.

MacLaine: Ja, mit Jimmy Carter und den Kennedys. Und mit Helmut Schmidt und seiner Frau Loki. Das sind wunderbare Menschen. Helmut Schmidt hat mich immer fasziniert. Durch seine Haltung. Er war kein Politiker, er war ein Staatsmann.

MacLaine: Ich war immer ein politischer Mensch. In den 60er Jahren gab es eine Zeit in den USA, in der es sich lohnte, die Politik zu unterstützen, eine Zeit des Wandels. Die Kennedy-Brüder waren die Hoffnungsträger für eine ganze Generation. Ich habe mich damals sehr für die demokratische Partei engagiert und später dann auch gegen den Vietnam-Krieg protestiert. Das brachte mir nicht nur Freunde ein. Viele Studiobosse und Regisseure mieden mich; ich war plötzlich eine Linke, mit der niemand mehr etwas zu tun haben wollte. Heute hält sich mein Engagement in Grenzen. Ich glaube, es ist nun Zeit für die jüngeren in unserer Branche.

MacLaine: Brad Pitt und Angelina Jolie zeigen sehr erfolgreich, wie soziales Engagement aussehen kann. Beide nutzen ihre Popularität und bringen sich ein. Aber auch George Clooney oder Ben Stiller.

MacLaine: Das ist der Supermarkt der Eitelkeiten. Ein bisschen Arroganz, ein bisschen Glamour, ein wenig Skandal. Irgendwann hatte ich die Nase voll und wollte Menschen um mich spüren. Also zog ich nach New Mexico. Ich lebe dort wie ein Einsiedler, mein Haus ist abgeschieden in einer Wüste. Diese Kraft des Lebens, die spüre ich nur hier.

MacLaine: Wer glaubt, der sieht. Erst als ich bereit war, mich zu öffnen, als ich in der Lage war, Dinge, die ich nicht erklären kann, zu akzeptieren, konnte ich sie erkennen. Ich habe schon mehrere Leben hinter mir. Ich habe in Atlantis gelebt und in Ägypten. Aus dieser Zeit kenne ich auch meinen Hund Terry. Es klingt für den Außenstehenden albern, aber Terry war im alten Ägypten eine Gottheit. Ich glaube fest daran, dass dieser Hund die Reinkarnation des Gottes Anubis ist.

MacLaine: Zuhause auf der Farm. Ich telefoniere dann täglich mit ihm. Mehrfach. Ich habe Personal, das sich während meiner Abwesenheit um die Tiere kümmert. Immer, wenn ich anrufe, wird der Lautsprecher angestellt und ich kann zu den Tieren sprechen.

MacLaine: Ich war eine ägyptische Prinzessin.

MacLaine: Es gibt viele Leute, die denken, die Alte spinnt! Aber das ist okay für mich. Ich zwinge niemandem meine Ansichten auf. Es gibt eine riesige globale Gemeinde, die so denkt wie ich. Der Austausch ist wichtig. Es gibt doch nichts Interessanteres, als darüber nachzudenken, woher wir kommen und wohin wir gehen.

MacLaine: Das sagen Menschen, die mich nicht kennen. Ich bin professionell und erwarte das auch immer von meinem Gegenüber.

MacLaine: Wenn ich ein Projekt zusage, dann erwarte ich absolute Professionalität. Das fängt schon mit der Pünktlichkeit an, die Vorbereitung muss einfach stimmen. Schnell entstehen dann solche Gerüchte.

MacLaine: Ich fühle mich nicht alleine. Ich habe meine Tiere, meine Freunde und viele Menschen, die mich verstehen. Es ist auch eine Form von Glück, wenn man so leben kann. Es ist ein besonderes Gefühl von Unabhängigkeit.

MacLaine: Liebe ist ein großes Wort. Ja, ich glaube an die Kraft der Liebe. Ich bin offen für eine Beziehung, aber ich bin nicht suchend.

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