"Sicherheitskräfte der Loveparade waren völlig überfordert"

WZ-Mitarbeiter Patrick Cavaleiro war am Samstag auf dem Gelände der Loveparade, als die Panik ausbrach. Er berichtet von Schlägereien, Gewalt gegen die Polizei und Ordnern, die den Weg zum Notausgang nicht kennen.

Duisburg. Die Straßen am Zugang zum Gelände der Loveparade, auf dem die Trucks ihre Runden ziehen und die Bühnen aufgebaut sind, waren gesäumt mit Menschen, die an einem Samstagnachmittag zu elektronischer Musik einfach nur feiern wollten.

Im Zugang zum Gelände der Loveparade, der Karl-Lehr-Straße, stauten sich dann am Eingang die Besuchermassen, wobei bis dahin der Andrang noch nicht so groß war und alles ruhig blieb. Im Gelände selbst war der Weg zur Erhebung, auf dem die Trucks, die sogenannten "Floats", fuhren und die eigentliche Parade jetzt noch stattfindet, auf beiden Seiten eingezäunt.

Doch schon bald wurden die Zäune von den Besuchern umgerissen, um mehr Platz zu schaffen. Auf dem Rundkurs für die "Floats" - drei Mal sollte um das Gelände gefahren werden, bevor die Abschlusskundgebung beginnt - feierten die Besucher unbeschwert und, nach dem man sich ein wenig "reingekämpft" hatte, war genug Platz für alle da. Doch am Eingang stauten sich immer mehr Menschen. Da am Eingang auf der Seite des Geländes ebenfalls zu viele Menschen standen, die den Ausgang suchten, konnten die hereinkommenden Besucher nur unter schwierigsten Bedingungen hereingelassen werden.

Die Besucher wurden von den total überforderten Sicherheitskräften, so gut es ging, aus den Massen gezogen, wobei sich dramatische Szenen abspielten: es kam zu Schlägereien unter den Besuchern, unzählige Menschen fielen hin und konnten kaum wieder aufstehen, da von hinten weitere Menschen nachkamen und unter anderem wurde die Polizei von erzürnten Ravern mit Gegenständen, sogar mit Glasflaschen beworfen. Mehrere Besucher warnten die machtlose Polizei vor dem Menschenandrang, doch die reagierte vorerst nicht.

Erst als die Menschen sich über alle erdenklichen Wege - über die Lichtanlagen, über abgesperrte Treppenaufgänge, über das Erklimmen des am Eingang stehenden Containers, über heruntergelassene Seile, sogar über Unebenheiten im Gemäuer des Tunnels - den Weg aus den Massen suchten, versuchte die Polizei den außer Kontrolle geratenen Mob zu beruhigen, allerdings ohne Erfolg.

Als man die Polizei nach dem Ausgang fragte, wurde man auf die Notausgänge verwiesen und vom Eingangsbereich weggeschickt. Jedoch konnten die ebenfalls überforderten Sicherheitskräfte zunächst keine Auskunft darüber geben, wo sich diese Notausgänge befinden sollten. Erst nach mehrfachem Nachfragen verschiedener Mitarbeiter wurde einem der Weg gewiesen.

Anmerkung der Redaktion: Patrick Cavaleiro konnte das Gelände am Samstag unverletzt verlassen und erfuhr erst später davon, dass in der Panik Menschen uns Leben gekommen sind.

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