Tag des Bieres: Das flüssige Brot aus Babylon

Gerstensaft war im Orient schon vor 4000 Jahren populär. Deutsche Brauer begehen Mittwoch den „Tag des Bieres“.

Tag des Bieres: Das flüssige Brot aus Babylon
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Düsseldorf. Die ersten keilschriftlichen Aufzeichnungen von Bierrezepten sind Tausende Jahre alt. Schon die Babylonier kannten 20 verschiedene Sorten. Mittwoch wird bundesweit der „Tag des Bieres“ begangen. Die Bierbrauer wollen damit an die älteste Lebensmittelverordnung der Welt erinnern - das Deutsche Reinheitsgebot vom 23. April 1516, erlassen vom bayerischen Herzog Wilhelm IV.

Aus diesem Anlass sechs Fragen und Antworten rund um den beliebten Gerstensaft:

Bier gibt es vermutlich schon, seit der Mensch Getreide isst. Bereits im 3. Jahrtausend vor Christus war Bier in Mesopotamien, dem Land zwischen Euphrat und Tigris, populär. Die Kunst des Brauens kam von den Kulturen des Vorderen Orients in den Mittelmeerraum und erreichte mit den Römern auch Germanien. Hier wurde sie im Mittelalter vor allem in den Klöstern weiterentwickelt. Mit den technischen Möglichkeiten des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die Bierproduktion vom Handwerk zu einem bedeutenden Industriezweig.

Das vom bayerischen Herzog Wilhelm IV. 1516 erlassene Reinheitsgebot gilt im Kern noch heute. Laut Gesetz darf Bier nur aus Wasser, Malz, Hopfen und Hefe hergestellt werden. Chemische und andere Zusätze sind verboten. Damit ist das Reinheitsgebot nach Angaben des deutschen Brauerbundes das älteste noch heute gültige Lebensmittelgesetz der Welt. Bevor Hopfen zur Konservierung und Aromatisierung verwendet wurde, kamen verschiedenste Kräuter und Gewürze zum Einsatz.

Nach einem Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus dem Jahr 1987 dürfen ausländische Biere mit Zusatzstoffen in Deutschland verkauft werden. Die 1349 deutschen Brauereien setzen bei ihren über 5000 verschiedenen Sorten aber weiter auf das Reinheitsgebot. Jetzt hoffen die Brauer darauf, dass es — wie die türkische Kaffeekultur oder die Mittelmeer-Diät — auf die Unesco-Liste des immateriellen Kulturerbes gesetzt wird. Das würde im Wettbewerb mit ausländischen Konkurrenten helfen.

Das wissen selbst Sprachwissenschaftler nicht so genau, es gibt mehrere Erklärungsversuche: Denkbar ist ein Zusammenhang mit dem germanischen Wort für Gerste oder Getreide. Eine andere Erklärung könnte die Geschichte des Gerstensafts liefern: Da Bier zuerst in Klöstern gebraut wurde, sei die Herleitung vom spätlateinischen „biber“ (Trank) zum lateinischen „bibere“ (trinken) möglich, glauben einige Forscher. Die Fachleute halten auch eine Verwandtschaft mit „brauen“ für wahrscheinlich.

Seit vielen Jahren geht die Produktion stetig zurück. Der wichtigste Grund liegt nach Angaben des Brauer-Bundes in der Bevölkerungsentwicklung. Es gibt immer weniger junge Menschen — und die haben offenbar andere Konsumgewohnheiten als ihre Eltern. Im Ausland aber bleibt die Nachfrage nach deutschem Gerstensaft hoch: An der Spitze der Exportmärkte stand im vorigen Jahr Italien, gefolgt von Frankreich und den Niederlanden. „Ermutigende Trends“ sehen die deutschen Brauer auch in China und den USA. In Deutschland werden alkoholfreie Sorten immer beliebter. Beim europäischen Konsum liegen übrigens seit Jahren die Tschechen an der Spitze.

Ein Hauch von Portwein, Whisky oder Schokolade, monatelang im Eichenfass gereift: Individuell gebrautes Gourmetbier, sogenanntes Craft-Beer, mischt zunehmend die hiesige Bierszene auf. „Wir beobachten, dass immer mehr etablierte Großbrauereien dieses Segment für sich entdecken und individuelle, aromatische Biere brauen“, erklärt Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes. Der Trend stammt ursprünglich aus den USA und wurde in Deutschland zunächst von kleinen Kellerbrauereien aufgegriffen.

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