Testlabor für Kuchen und Co.

Ein Blick in die sonst streng geheime Versuchsküche in Bielefeld. Hier werden die Rezepte auf ihre Tauglichkeit geprüft.

Bielefeld. Schon im Flur riecht es nach saftigem Kuchen und frischen Plätzchen. Je näher man dem Ziel kommt, desto intensiver wird es. Wir sind aber nicht auf dem Weg in eine Backstube oder Konditorei, sondern in eine ganz besondere Küche: die Versuchsküche von Dr. Oetker in Bielefeld.

Hier werden alle Produkte wie Pizzen, neue Backmischungen oder Gerichte, deren Rezepte in einem der Dr.-Oetker-Kochbücher stehen, auf bis in letzte Detail geprüft.

Mit einer „normalen“ Küche hat der 750 Quadratmeter große Raum allerdings wenig gemeinsam. So finden sich hier alleine 50 unterschiedliche Backöfen und Ceran- bzw. Induktionsfelder, zwei Dampfgarer und mehr als 430 Schubladen mit Kochutensilien.

„Mit unseren Tests müssen wir alle erdenklichen Gegebenheiten abdecken“, erklärt Kerstin Buchholz, Leiterin der Versuchsküche. So verfüge der eine Kunde zuhause beispielsweise über einen Gasbackofen, der andere dagegen besitze noch einen alten Unter- und Oberhitze-Ofen.

Das gleiche Prinzip gilt übrigens auch für die Zutaten, die einer Backmischung hinzugefügt werden müssen. „So benutzen wir einmal fettarme und beim nächsten Kuchen normale Milch“, berichtet Buchholz.

Es kann also vorkommen, dass ein einziger Kuchen 100 Mal gebacken werden muss. Doch auch dann ist die Arbeit der Tester noch nicht beendet. Schließlich muss der Geschmack der Kuchen verglichen werden. Erst wenn alle gleich schmecken, haben sie ihr Ziel erreicht.

Was sie jeweils gerade unter die Lupe nehmen, ist übrigens immer streng geheim. Handelt es sich doch meist um Produktneuheiten oder neue Kochkreationen, die der Verbraucher noch gar nicht kennt. Jährlich werden hier etwa 400 Rezepte entwickelt.

Die Anfänge der Versuchsküche liegen weit zurück. Der erste Vorläufer war die heimische Küche von Dr. August Oetker.

1891 hatte der findige Apotheker die Idee für ein neues Produkt. Zuvor hatte er erkannt, dass Hausfrauen beim Backen häufig Probleme mit dem Teig haben. Also versuchte er ein hilfreiches Pulvers zu entwickeln. Die Versuchmischungen wurden dann von seiner Frau Caroline einem Teig beigefügt und im Ofen gebacken — bis sie das perfekte Backpulver gefunden hatten.

Zwei Jahre dauerte die Produktentwicklung. 1893 brachte er das Backpulver „Backin“ heraus. Es war in kleine Tütchen abgepackt, jeweils für ein Pfund Mehl portioniert. So begann die Erfolgsgeschichte von Dr. Oetker und der Versuchsküche.

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